Geheim
Geheim,
[
491-492] -er, -ste, adj. et adv.
verborgen, unbekannt, was verborgen ist, oder doch verborgen seyn soll; im
gemeinen Leben heimlich, im Gegensatze des öffentlichen. Ein geheimer Ort. Eine
geheime Treppe. Ein geheimer Gang. Eine geheime Zusammenkunft. Eine geheime
Schreibart. Geheime Sünden. Eine geheime Zusammenverschwörung. Etwas vor einem
andern geheim halten. Einem seine geheimsten Angelegenheiten entdecken. Suche
ihr das Bekenntniß ihres geheimen Grames zu entreißen. Die willige Ergebung in
die Rathschlüsse Gottes ohne geheime Ausnahmen, Gell. Die geheime Vereinigung
mit Gott, unio mystica, weil sie nur allein aus der nähern Offenbarung erkannt
werden kann, ihre eigentliche Art auch selbst unbegreiflich ist. Der geheime
Verstand einer Rede, der nicht so wohl durch die Worte, als vielmehr durch die
mit den Worten bezeichneten Sachen hervor gebracht, und auch der mittelbare
Verstand genannt wird. Im engern Verstande, was nahe um den Fürsten ist,
denselben und die innersten Landessachen betrifft. Daher ein geheimer Rath,
oder der geheime Rath, die vornehmste Art von Räthen, welche überhaupt das, was
zur Erhaltung eines Staates gehöret, besorgen; wenn anders ihre Würde nicht ein
bloßer Titel ist. Das geheime Siegel, dessen sich der Fürst in seinen geheimen
Ausfertigungen bedienet. Der geheime Staatsrath, geheimer Justizrath, geheimer
Kammerrath u. s. f. welche von höherer Würde sind, als die ordentlichen
Staatsräthe u. s. f. In geheim, auf eine geheime Art. In geheim mit jemanden
sprechen. Ihr Leben ist mir in geheim erzählt worden. In geheim nachforschen.
Anm. Es ist nicht ganz richtig, daß geheim nur in gutem Verstande und bloß von
wichtigen Dingen, heimlich aber im entgegen gesetzten Verstande gebraucht
werde. Heimlich ist mehr im gemeinen Leben, geheim aber vorzüglich in der
anständigen und edlen Schreibart üblich. Viele sehen die Benennung geheimer
Rath als ein zusammen gesetztes Wort an, und schreiben es Geheimerrath, welches
aber unrichtig ist, weil ein Beywort, wenn es mit einem Hauptworte zusammen
gezogen wird, alle Mahl eine Sylbe am Ende verlieret; Großmeister, Grobschmid,
Jungfrau, Freybeuter, Dickkopf, nicht Großermeister, Groberschmid u. s. f. Wäre
es eine wahre Zusammensetzung, so müßte es Geheimrath heißen, wie man
Geheimbuch und Geheimschreiber sagt. Mit mehrerm Rechte kann man es, wenn es
eine Würde bezeichnet, mit einem großen G schreiben; Geheimer Rath. Das d,
welches so gern dem m nachschleicht, geheimd, für geheim, ist im Hochdeutschen
veraltet.
S. Heimlich.