2. Die Gabel
2. Die Gabel,
[
385-386] plur. die -n, Diminut. das
Gäbelchen, Oberd. Gabellein, ein jedes Ding, an welchem sich zwey Spitzen an
einem gemeinschaftlichen Stiele befinden. So werden die Stangen eines Hirsches,
die nur aus zwey Enden bestehen, (
S. Gabelhirsch,) ingleichen die zwey obersten Enden
eines jeden Hirschgeweihes, bey den Jägern Gabeln genannt. Die Gabel eines
Baumastes, wenn sich derselbe in zwey Arme theilet. Die Gabeln oder Gäbelchen
an den Weinreben, womit sie sich anhängen. Im gemeinen Leben hat man
verschiedene Werkzeuge dieser Art, welche durch allerley Vorsätze von einander
unterschieden werden. Dergleichen ist die Eßgabel, welche auch nur schlechthin
Gabel genannt wird, und diesen Nahmen behält, wenn sie gleich mehr als zwey
Spitzen hat; die Aalgabel, Fleischgabel, Heugabel, Mistgabel, Ofengabel u. s.
f. In den Hammerwerken ist die Gabel ein ähnliches eisernes Werkzeug, die
aufgetieften Kessel unter dem Hammer auf und nieder zu ziehen; bey den Jägern,
eine Stange mit zwey Spitzen, die Zeuge zu stellen und aufzuheben; in der
Landwirthschaft, das vorderste Stück eines einspännigen Wagens, welches aus
zwey an der Achse zusammen gefügten Deichseln bestehet u. s. f. Anm. Dieses
Wort lautet im Angels. Gafla, im Dän. und Nieders. Gaffel, im Schwed. Gaffel,
und bey den ältesten Lateinern Gabalus. Es kommt bey den ältesten Oberdeutschen
Schriftstellern nicht vor, und bey den Niederdeutschen ist statt dessen auch
Forke üblich. Wachter leitet es von capere her. Wenn der Begriff der Spitze in
diesem Worte der herrschende ist, so lässet es sich füglich zu Giebel rechnen,
wohin auch das Franz. Javelle, Javellot, ein Wurfspieß, gehöret. Im
Bretagnischen ist Gefail eine Zange, und im Wallisischen Gefell doppelt,
zwiefach, gemellus, welches gleichfalls ein gutes Stammwort für Gabel abgibt.
Im mittlern Lateine bedeutet Gabalus und Gabulum ein Kreuz.