Die Frucht
Die Frucht,
[
325-326] plur. die Früchte, Diminut.
das Früchtchen, Oberd. Früchtlein. 1. Eigentlich. 1) In der weitesten
Bedeutung, alles was die Erde zur Speise für Menschen und Thiere, besonders
aber die erstern hervor bringet; da denn der Plural nur von mehreren Arten oder
Quantitäten gebraucht wird. Feldfrüchte, was von dieser Art auf dem Felde
wächset; in der Deutschen Bibel Früchte des Feldes. Baumfrüchte, was auf Bäumen
wächset. Gartenfrüchte, was in Gärten gebauet wird. Hülsenfrüchte, welche in
Hülsen, Schalfrüchte, welche in Schalen erzeuget werden u. s. f. Säet und
erntet, und pflanzet Weinberge, und esset ihre Früchte, 2. Kön. 19, 30. In
etwas anderm Verstande verstehet man unter diesem Ausdrucke zuweilen die Samen
und Samenbehältnisse aller Pflanzen und Bäume, sie mögen nun dem Thierreiche,
und besonders dem Menschen, zur Speise dienen oder nicht, mit Ausschließung der
übrigen Theile der Pflanzen. 2) In engerer Bedeutung. (a) Das Getreide, oder
die Samen verschiedener Grasarten, welche zur Speise gebraucht werden; im Hoch-
und Oberdeutschen. Die Sommerfrucht, das Sommergetreide. Die Winterfrucht, das
Wintergetreide. Die Frucht sieht schön. Die Frucht einernten, einsammeln. Der
Plural ist auch hier nur von mehreren Arten und Quantitäten üblich. In
Niedersachsen sagt man statt Frucht in dieser Bedeutung Korn, und in einigen
Oberdeutschen Gegenden, im Plural Körner. (b) Die Frucht einiger Bäume, Obst.
Blumen und Früchte mahlen, d. i. Blumen und Baumfrüchte. Wilde Früchte, d. i.
wildes Obst. Früchte einmachen, Nüsse, Datteln, Pflaumen u. s. f. Wälsche
Früchte, Früchte der Orange-Bäume, Datteln u. s. f. Ein Kranz von Früchten 2.
Figürlich. 1) Was die Fruchtbarkeit in dem Pflanzenreiche verursachet und
befördert. Wenigstens wird es von den Landleuten Meißens in diesem Verstande
von der in der Erde befindlichen Feuchtigkeit gebraucht. Es ist keine Frucht in
der Erde, keine Feuchtigkeit.
S. Sommerfrucht, Winterfrucht. 2) In einigen Fällen auch
von den Producten des Thierreiches. (a) Junge, noch ungeborene oder vor kurzen
erst geborene Kinder und Thiere. Die erste Frucht eines Ochsen, oder Lammes,
oder Ziegen, 4 Mos. 18, 17. Gesegnet wird seyn die Frucht deines Leibes, und
die Frucht deines Viehes, und die Früchte deiner Ochsen, und die Früchte deiner
Schafe, 5 Mos. 25, 4; gesegnet wird deine Leibesfrucht - gesegnet deine
Viehzucht, dein Rind- dein Schaf- dein Ziegenvieh wird fruchtbar seyn, nach
Michael. Übersetz. In diesem Verstande wird es in der anständigen Schreibart
nur noch von Kindern, besonders von ungeborenen Kindern gebraucht. Die Frucht
im Mutterleibe. Die Leibesfrucht. Die erste Leibesfrucht. Eine unzeitige Frucht
gebären. Sich die Frucht abtreiben. (b) Im gemeinen Leben und der vertraulichen
Sprechart gebraucht man das Diminutivum von einem leichtfertigen ungerathenen
jungen Menschen. Er ist ein schönes Früchtchen geworden, der Lelio, Less. So
würde meine Tochter ein feines Früchtchen werden, Weiße. Im Oberdeutschen
Früchtlein. 3) Der Ertrag, Die Einkünfte einer Sache, am häufigsten im
Oberdeutschen. Die Früchte eines Capitals, die Zinsen. Die Früchte eines
Landgutes, der Ertrag. 4) * Ein jedes Werk, alles was hervor gebracht wird, so
wohl im guten als bösen Verstande; in welcher Bedeutung es doch im
Hochdeutschen veraltet ist, ob es gleich in der Deutschen Bibel sehr häufig
ist.. Viel Gutes kommt einem durch die Frucht des Mundes, Sprichw. 12, 14. Ein
Mann - wird gesättiget von der Frucht seiner Lippen, Kap. 18, 20. Sie wird
gerühmet werden von den Früchten ihrer Hände, Kap. 31, 31. So auch die Frucht
des Thuns, der Gerechtigkeit, der Gottlosen, der Gerechten, Früchte der Buße u.
s. f. 5) Die Folgen einer Handlung oder Gesinnung. (a) Die guten Folgen, der
Nutzen. Frucht schaffen, Nutzen bringen. Frucht aus etwas schöpfen. Das ist die
Frucht seines Fleißes, seines Gehorsams. Der Hunger ist eine Frucht der
Mäßigkeit. (b) Ironisch auch von nachteiligen Folgen. Das ist die Frucht deiner
Bosheit, deines Ungehorsams. Anm. In allen diesen Bedeutungen, besonders aber
der eigentlichen, lautet dieses Wort, im Tatian Fruht, im Dän. Frugt, im
Schwed. Frukt, im Wallis. Ffrwyth, im Engl. Fruit, im Franz. Fruit, im Pohln.
Frukta, im Wallachisch. Phruttu, im Albanischen Phriut, im Lat. Fructus,
Fruges. Mit veränderten Nachsylben gehöret auch das alte Fromma, Frucht, (
S. das Frommen,) das Lat. frui, genießen, das Schwed
Frö, Frucht, Same, das Gothische Fraiv und Isländ. Friof, der Same, und das
Latein. Frumentum hierher. Das Stammwort von allen ist vielleicht das alte
bären, tragen, ferre,
S. Bahre, Schon im Hebr. ist -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - fruchtbar, und -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - der Samen.
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