Die Frömmigkeit
Die Frömmigkeit,
[
321-322] plur. inus. die Eigenschaft,
da eine Person oder Sache fromm ist, ehedem in den meisten Bedeutungen dieses
Beywortes. 1) * Für Tapferkeit, in welchem nunmehr ver- alteten Verstande
Frumekait, Frumkeit, Frömkeit, Fromigkeit, bey den ältern Schriftstellern
mehrmahls vorkommen. 2) * Nutzbarkeit; bey dem Willeram Frumicheit, gleichfalls
veraltet. 3) * Redlichkeit, Rechtschaffenheit. So wäge man mich auf rechter
Wage, so wird Gott erfahren meine Frömmigkeit Hiob. 31, 6; aber Gott kennet
meine Redlichkeit, nach der Michael. Übersetzung. 4) * Unschuld. Bis daß mein
Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmigkeit, Kap. 27, 5; ich will
meine Unschuld mir nicht ansprechen, Michael. Alle diese Bedeutungen sind im
Hochdeutschen veraltet, wo man das Wort, 5) nur noch in der 9ten Bedeutung des
Beywortes gebraucht, nehmlich von der Fertigkeit seine Handlungen zu Gottes
Ehre einzurichten. Anm. Dieses Wort stammet zunächst von dem veralteten Bey-
und Nebenworte frommig, frumich her, welches noch in einem alten Deutschen
Gedichte in Eckards Scriptor. Th. 2, S. 1404, für tapfer vorkommt.
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