Frisch
Frisch,
[
309-310] -er, -este, adj. et adv. 1.
Eigentlich, kühl, ein wenig. kalt. Das Wasser ist ganz frisch, kühl. Frische
Luft schöpfen. Ein frischer Keller, in welchem es kühle ist. Ein frischer
Trunk. Es ist heute ganz frisch, ein wenig kalt. Nieders. frisk; Engl. fresh,
Franz. frais, Schwed. frisk. Im Griech. bedeutet -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - einen Schauer. 2. Figürlich, in verschiedenen
Bedeutungen, welche insgesammt von der kühlen Beschaffenheit der Luft und des
Wassers, und deren Wirkung auf den menschlichen Körper in der Hitze hergenommen
zu seyn scheinen. 1) Noch unverdorben, was noch seine völlige Güte hat. Eine
frische Ruthe, ein frischer Ast, im Gegensatze eines dürren. Frischer (grüner)
Bast, frische Rinde. Frisches Wasser, welches noch nicht trübe ist. Besonders
von Eßwaaren, im Gegensatze dessen, was verdorben, riechend, faul ist. Frische
Waaren. Frische Austern, frische Häringe. Das Fleisch ist noch frisch. Die Eyer
sind nicht mehr frisch. Im Hüttenbaue wird frisch von Mineralien gebraucht,
welche noch nicht todt gebrannt, sondern noch flüssig sind. Frische Schlaken,
welche von flüssigen Erzen kommen. Frische Bley, zum Unterschiede von der
Glätte,
S. Frischbley. Frisch machen, das Kupfererz mit
Frischbley reinigen,
S. Frischen. Frisches Gestein, im Bergbaue, festes
Gestein, welches nicht brüchig ist, und keiner Zimmerung bedarf. 2) Was erst
vor kurzen entstanden oder geschehen ist. (a) Was erst vor kurzen geschehen
ist; nur in einigen Fällen. Jemanden auf frischer That ertappen, während der
That, auf der That; welche That ehedem eine handhafte That oder Handthat
genannt wurde. So auch als ein Adverbium für jetzt erst. Frisch gekochte
Speisen, die erst jetzt gekocht sind. Frisch abgeschnittene Zweige. Ingleichen
für neu.
Und so entzückte seine Brust Ein frischer Scherz mit jedem
Morgen, Mit jedem Abend neue Lust, Haged.
Von frischen, von neuen, im gemeinen Leben. Er lachte von
frischen so stark, daß u. s. f. Raben. (b) Was erst vor kurzen in seinen
gegenwärtigen Zustand versetzt worden. Frische Kosen, welche erst abgebrochen
worden. Frisches Obst. Frische Weinbeeren, 4 Mos. 6, 3. Ein frisches Bett,
welches erst überzogen worden. Frischer Schnee; welcher erst gefallen ist. Ein
frischer Schmerz, welcher erst verursacht worden. Eine frische Wunde. (c) Was
erst vor kurzen verfestiget worden; doch nur noch von solchen Dingen, welche
zum Essen und Trinken dienen. Frisches Brot. Frische Käse, 1 Sam. 17, 18.
Frisches Öhl, Ps. 92, 11. Frisches Bier. Das Brot, das Bier ist noch frisch.
Frische Eyer, welche erst geleget worden. Frisches Fleisch, welches vor kurzen
geschlachtet worden, zum Unterschiede des eingesalzenen und geräucherten.
Frische Fische. Frische Butter, welche erst verfertiget worden. Frische
Häringe, welche vor kurzen eingesalzen worden. Frische Austern, frische
Citronen u. s. f. welche erst angekommen sind. Die Waaren sind noch ganz
frisch, sind erst vor kurzen angekommen. In einigen Fällen auch von andern
Dingen für neu. Frische Fahrten einhängen, im Bergbaue für neue. Daß dieses
Wort ehedem auch für jung überhaupt müsse seyn gebraucht worden, schei- net aus
dem Neutro frischen und aus dem Hauptworte Frischling zu erhellen. 3) Was noch
nicht gebraucht ist, und daher noch seine völlige Güte hat, eine Fortsetzung
der vorigen Figur. Frische Kohlen, die noch nicht gebraucht worden, im
Bergbaue. Ein frisches Faß anstrecken, welches noch nicht angezapft worden.
Eine frische Tonne aufmachen. Frische Hunde anhetzen; die sich noch nicht müde
gejagt haben. Frische Pferde nehmen, frische Mannschaft anrücken lassen, welche
ihre Kräfte noch nicht erschöpft haben. dahin gehöret auch die Redensart, die
Sache ist mir noch in frische, Andenken, wenn dasselbe noch nicht geschwächet
worden. 4) Munter, muthig. Frisch daran seyn, 2 Sam. 13, 28. Frisch von Statten
gehen, Esr. 5, 8. Frisch auf den Wagen steigen, 1 Kön. 12, 18. Frisch und
gesund seyn. Er ist noch jung und frisch. Frisch und munter seyn. Ein frischer
Muth. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Frisch einschenken. Sich frisch
(hurtig) anziehen. Es gehet alles frisch von Statten. Ich will frisch hinter
einander wegschreiben.
Wo alte Freyheit noch den angeerbten Hut Frisch in die Augen
drückt, und unbefehdet ruht, Hag. Wie manche frische Dirne Schminkt sich aus
jenen Bach! ebend.
Auch von Farben, für lebhaft. Eine frische (muntere) Farbe.
S. Frische 1. Ingleichen als ein Aufmunterungswort.
Frisch, Lucie schreite kühn von einem Laster zu dem andern fort. Frisch auf,
ihr Helden! Nur frisch! Frischer Wind, in der Seefahrt, ein günstiger ziemlich
starker Wind. Anm. In den meisten dieser figürlichen Bedeutungen lautet es im
Nieders frisch, und mit Versetzung des r versch, varsk, im Dän. frisk, fersk,
im Angels. fersch, im Engl. fresh, im Holländ. frisch, bersch, im Franz. frais,
im Ital. fresco, im Schwed. frisk und fersk, im mittlern Lat. freschus,
friscus. Es scheinet vermittelst der Endsylbe -isch, aus dem alten Fries,
Frost, Kälte, gebildet zu seyn,
S. Frieren, Anmerkung. Daher auch hier die Bedeutung des
kühlen für die erste und eigentliche angenommen worden. Da aber friesen,
frieren, selbst vermittelst des Blaselautes aus Ries gebildet worden, so muß
auch risch und rasch, und vielleicht auch das lat. recens hierher gerechnet
werden. Ist doch das Lat. frigus und frigere auf ähnliche Art aus -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und rigor entstanden. Ungebauetes
Land, Brachland, heißt im mittlern Lat. Friscum und im Franz. Friche. Jeroschin
sagte im 14ten Jahrhunderte für frisch noch vrich, kühl, halt. Bey den ältern
Oberdeutschen Schriftstellern kommt dieses Wort nicht vor, wohl aber Frisching,
ein Opfer.
S. Frischling. [
309-310]