Flechten
Flechten,
[
191-192] verb. irreg. ich flechte, du
flichst, er flicht, wir flechten u. s. f. Imperf. ich flocht; Conjunct. ich
flöchte; Mittelw. geflochten; welches in doppelter Gattung üblich ist. I. * Als
ein Neutrum, den Ort schnell verändern, sich ausbreiten; in welcher im
Hochdeutschen veralteten Bedeutung es noch im Niedersächsischen üblich ist, wo
flechten gehen auch davon gehen, entfliehen bedeutet. Fortflechten ist noch in
einigen Oberdeutschen Gegenden um sich greifen, anstecken, von Krankheiten.
S. Flechte 1. II. Als ein Activum, zwey oder mehr
biegsame Dinge in einander schlingen. 1) Eigentlich. Die Haare flechten. Ein
seidenes Band in die Haare flechten. Weidene Ruthen zusammen flechten. Die
Reben um die Bäume flechten. Einen Missethäter aus das Rad flechten. Ingleichen
auf solche Art hervor bringen. Kränze flechten. Einen Korb, einen Zaun
flechten. Decken aus Bast flechten. Geflochtene Körbe. Einen Zopf flechten. 2)
Figürlich. Sich im fremde Händel flechten, mischen, mengen. Kein Kriegsmann
flichtet (flicht) sich in Händel der Nahrung, Tim. 2, 4. So sie entflohen sind
dem Unflath der Welt - werden aber wiederum in dieselbigen geflochten, 2 Petr.
2, 20. Anm. Dieses Zeitwort lautet in der thätigen Bedeutung im Nieders.
flechten, bey dem Ottfried flehtan, im Dän. flette, im Schwed. fleta, im
Wallis. plega, im Lat. plectere und plicare, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . In noch weitem Verstande ist
fleckta, im Schwedischen hin und her bewegen; woraus zugleich erhellet, daß
dieses Wort zu fliehen, flattern, flackern, flehen, fliegen, kurz zu dem großen
Geschlechte derjenigen Wörter gehöret, welche eine Bewegung bezeichnen, deren
besondere Art durch die jedesmahligen Endsylben bezeichnet wird. Das Franz.
plier, biegen, gehöret gleichfalls hierher. Die zweyte und dritte Person des
Präsentis freylich du flichtest, er flichtet heißen; allein der Wohlklang stößt
das te gern aus, du flichst, er flicht, welches auch den Zeitwörtern däuchten,
fechten u. s. f. widerfähret.