Die Fahrt
Die Fahrt,
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19-20] plur. die -en, von dem Verbo
fahren. 1. Der Zustand, da man den Ort verändert. 1) In der weitern Bedeutung
des Verbi, wo Fahrt noch zuweilen, besonders im Oberdeutschen, für einen Gang,
eine Reise überhaupt gebraucht wird. So kommt dieses Wort noch im Bergbaue für
einen Gang, ingleichen von dem Ein- und Ausfahren in die Grube vor. Der
Gefährte unserer Fahrt, 2 Cor. 8, 19; wo doch andere Ausgaben dafür das Wort
Reise haben. Darumb macht er sich auf die Fahrt, Theuerd.
Schnelles Glück hält schnelle Fahrten, Opitz.
In dieser im Hochdeutschen veralteten Bedeutung kommt es bey
den alten Alemannischen Schriftstellern sehr oft vor.
S. auch die Wörter Auffahrt, Abfahrt, Hinfahrt, Wallfahrt,
Schifffahrt u. s. f. 2) In engerer Bedeutung, von der Reise des Schiffes
und zu Schiffe. Bey der starken Fahrt des Schiffes. Den folgenden Tag machte
das Schiff eine noch größere Fahrt, legte einen noch größern Weg zurück. 3) In
dem Landbaue einiger Gegenden, wird das Pflügen des Ackers die Fahrt genannt.
Im Schwed. bedeutet fara noch jetzt pflügen, und daß auch das Deutsche fahren
ehedem diese Bedeutung gehabt, erhellet unter andern auch aus dem Worte Fahre,
Furche. 2. Dasjenige, worauf man gehet oder reiset. 1) Der Weg, in welcher
Bedeutung es bey den ältern und neuern Oberdeutschen Schriftstellern sehr
häufig ist. Auch im Hochdeutschen sagt man zuweilen: eine neue Fahrt über den
Acker machen, d. i. einen Fahrweg.
S. Furt. 2) In dem Bergbaue werden die Leitern, auf
welchen man auf und ab fähret, d. i. steiget, Fahrten oder Fährten genannt. 3)
Die Gänge und Höhlen der Maulwürfe unter der Erde, werden, so wie an einigen
Orten die Röhren des Fuchses, Fahrten genannt. 4) Eine Röhrenfahrt, eine Reihe
zur Wasserleitung gelegter Röhren. 3. Dasjenige, was den genommenen Weg zu
erkennen gibt, die Spur, besonders bey den Jägern, wofür doch das Wort Fährte
üblicher ist.
S. das Gefährt.
Als nun Tewerdank am Pferd merkt das Fandt er wider die
rechten faet Des Hirschen. Theuerd. Kap. 33.
Einige Jäger nennen auch das Blut von allen Thieren Fahrt
ober Fährt, vielleicht weil es den Weg, den ein Thier genommen, verräth, daher
es auch Gemerk heißt.
S. aber auch Farbe und Ferch 2. 4. So viel als man auf
einem Fahrzeuge oder Fahrwerke auf Ein Mahl fahren kann. Eine Fahrt Heu, Holz,
Wasser u. s. f.
S. Fuder und Fuhre. Auch so viel als man auf Ein Mahl
tragen kann, führet zuweilen diesen Nahmen. Eine Fahrt Wasser hohlen, eine
Tracht. 5. Die Zeit, da man fähret, d. i. einen Dienst oder eine Wohnung
verändert; welcher Gebraucht doch größter Theils Niedersächsisch ist. Im
Eiderstättischen verstehet man unter einer Fahrt eine Zeit von sieben Jahren,
so lange nehmlich ein Miethmann einen Hof ordentlich behält Vierzehen Jahre
werden alsdann eine doppelte Fahrt genannt. 6) Im Oberdeutschen hat dieses Wort
noch einen doppelten Gebrauch. 1) Er ist auf der Fahrt, bedeutet daselbst, er
ist im Begriff.
Darauf antwort im Neydelhart Mit klugen worten an der Fahrt,
Theuerd. Kap. 75,
b. i. auf der Stelle. Zu der Fahrt, Kap. 69. sogleich. Und
von dieser Bedeutung stammet ohne Zweifel das Bey- und Nebenwort fertig ab.
S. auch Fort. 2) Wurde es ehedem auch für Mahl, als ein
Nebenwort gebraucht. Zu keiner Fart, niemahls, Theuerd. einfart, Ein Mahl; zu
dieser Fahrt, dieß Mahl. [
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