Etlich
, ein unbestimmtes Pronomen, mehrere Dinge einer Art anzudeuten.
Es wird nur im gemeinen Leben, ohne Artikel, und so wohl mit als ohne Hauptwort
gebraucht.1. Mehrere Dinge einer Art zu bezeichnen, deren Anzahl so unbestimmt
ist, daß nicht einmahl der Begriff der Vielheit oder der Wenigkeit
ausgedruckt werden soll; da es denn nur allein im Plural üblich ist. Nom.
etliche, Genit. etlicher, Dat. etlichen. Etliche bejaheten es, etliche
läugneten es. Etliche werden aufwachen zum ewigen Leben, etliche zur
ewigen Schmach, Dan. 12, 2. Etliche sind gesetzt zu Aposteln, etliche zu
Propheten, Ephes. 4, 11. Etliche wenige Äpfel. Oft schleicht sich auch der
Nebenbegriff der Wenigkeit mit ein. Ich habe ihn kaum etliche Mahl gesehen.
Etliche Worte. In etlichen Stücken hat er Recht. In Beyseyn etlicher guten
Freunde, Gell. Ich werde in etlichen Tagen wieder kommen. Sie waren vor
etlichen Jahren viel artiger und bescheidener, Gell. Wenn ein Pronomen
Possessivum folget, so muß entweder der Genitiv, oder ein Vorwort folgen.
Etliche meiner Freunde, oder etliche von meinen Freunden, unter meinenFreunden.
Nicht, etliche meine Freunde; ob man gleich ganz richtig sagt, etliche wenige
Personen, etliche große Stücke. Zuweilen stehet auch das Relativum in
der zweyten Endung, und gehet alsdann vorher. Es sind deren etliche da. Ihrer
etliche hatten Büchsen etliche von ihnen. Unserer etliche, eurer etliche.
Im Oberdeutschen ist auch der Genitiv des Hauptwortes sehr üblich. Etliche
der Priester, etliche Priester, 3 Esr. 5, 63. Etliche der Epikurer, Apostelg.
17, 18. Vor den Zahlwörtern, die über zwanzig hinauf steigen, deutet
es die Einheiten über die genannten Zehner ungefähr an. Etliche und
zwanzig, etliche und dreyßig u. s. f. bis auf hundert, d. i. einige
über zwanzig, über dreyßig. Im gemeinen Leben lässet man
das und gerne weg, etliche zwanzig, welches aber einen falschen Begriff gibt,
indem es eigentlich bedeutet, zwanzig etliche Mahl genommen. In Preußen
und einigen andern Gegenden sagt man richtiger zwanzig und etliche.2. Ein oder
das andere seiner Zahl, Größe und übrigen Beschaffenheit nach
unbestimmtes Ding zu bezeichnen, da es denn nur den Singular leidet. Etheslicha
redina, einige Beschreibung, Ottfried. Etlicher, irgend einer, jemand, bey den
Schwäbischen Dichtern. Ob es ir eteslichen tete in den ougen we, Reinmar
der alte. Alle Untugend ist Sünde, und es ist etliche Sünde nicht zum
Tode, 1 Joh. 5, 17. Etliches fiel an den Weg, Matth. 13, 4. Etliches fiel auf
ein gut Land. V. 8. Doch dieser ganze Gebrauch ist größten Theils
veraltet.Anm. Dieses Pronomen, oder, wenn man lieber will, Adjectiv, lautet bey
dem Kero edeslich, eddeslich, bey dem Notker etelich, bey spätern
Schriftstellern etleich, ettelich, im Niedersächsischen idtlik, in den
gemeinen Hoch- und Oberdeutschen Mundarten etzlich. Schon aus dieser letztern
Form erhellet, daß die erste Sylbe dieses Wortes zu es, Nieders. et, id,
gehöret, welches ein jedes unbestimmtes aliquid ausdruckt, und auch icht
lautete.
S. Es und Nicht. Die letzte Sylbe ist vermuthlich aus
welch zusammen gezogen, und noch jetzt ist im Oberdeutschen etwelche für
etliche, etwelcherley, etwelcher Maßen, für auf einige Art, einiger
Maßen, üblich. Auch die Niedersachsen sagten ehedem itwelk und
ichteswelke. Dieses ganze Fürwort ist nur in den gemeinen Sprecharten
üblich, in der edlen und anständigern gebraucht man dafür
einige.
S. Einig II. [
1975-1976]