Erneuen
, erneuern, verb. reg. act. wieder neu machen. 1. Eigentlich,
alten Dingen ein neues Ansehen geben, sie ausbessern. Ein Kleid erneuern, es
ausbessern, im Oberdeutschen. Ein Haus, ein Gebäude erneuern, in eben
dieser Mundart. Zu erneuern das Haus des Herren, 2 Chron. 24, 12; 3 Esr. 5, 44.
Ein Gemählde erneuen, den Farben ihren vorigen Glanz geben. 2.
Figürlich. 1) Alte Dinge abschaffen und neue dafür einführen.
Die Beamten erneuen oder erneuern. 2) Von neuen anfangen.
Die Vogellinnen Erniuwen ir gesanc und ir geschrein, Herzog
Joh. von Brabant.
Einen Prozeß, eine Schlacht erneuern. Die Soldaten
erneuerten den Angriff. Das Jahr erneuert sich. 3) Wiederhohlen, eine Handlung
nochmahls verrichten. Sein Gelübde erneuern. Der Jäger erneuert
seinen Zug, wenn er ihn nochmahls vornimmt. 4) Besonders, wenn dadurch eine
Sache neue Kraft, neue Lebhaftigkeit bekommt. Den Bund, einen Vertrag erneuern.
Ein Privilegium, einen Gnadenbrief erneuen. Eines Gedächtniß
erneuern. Eine alte Bekanntschaft erneuern. Das Übel erneuert sich. Das
erneuert meine Schmerzen, meine Wunde. 5) In der biblischen Schreibart, den
Neigungen eine neue, d. i. Gott gefällige Richtung geben. Der heilige
Geist erneuert die gerechtfertigten Menschen. So auch die Erneuerung; denn das
Hauptwort die Erneuung ist im Hochdeutschen selten.Anm. Dieses Wort lautet
schon bey dem Notker irhiuuen, keniuuuen, niuuon, im Nieders. vernijen, und in
der gesellschaftlichen Sprechart der Hochdeutschen verneuen. Das Oberdeutsche
er lautet im Niedersächs. und den gemeinen Mundarten mehrmahls ver.
Erneuern scheinet entweder von dem Comparative des Beywortes neu gebildet, oder
eine Art eines Frequentativi oder Continuativi zu seyn;
S. -Ern I. Im Oberdeutschen ist erneuen, im
Hochdeutschen aber erneuern am üblichsten, welches letztere schon in dem
1514 gedruckten Deutschen Libius ernuwern lautet. [
1923-1924]