Münchener DigitalisierungsZentrum - Digitale BibliothekBSB - Bayerische Staatsbibliothek

Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Der Erker | | Erklärbar

Erkiesen

, verb. reg. act. 1) Auslesen, aussuchen, erwählen, im Oberdeutschen, und zuweilen auch in der höhern Schreibart der Hochdeutschen. Aus vielen das Beste erkiesen. Erkiese dir das was du willst. Ich habe dich dazu erkieset. 2) * Gewahr werden; eine im Hochdeutschen ganz unbekannte Bedeutung.
Ein brünstig Aug' erkiest nicht alle kleine Flecken, Hofmannsw. Dein Antlitz hat ein Licht, das bald erkiest Die Missethat, so uns verborgen ist, Opitz, Ps. 90, 4. Ein andrer, der für mir, scharf von Gedanken ist, Der in der Wissenschaft der Schriften mehr erkiest, ebend.
3) * Ersehen; ein im Hochdeutschen gleichfalls fremder Gebrauch.
Wie aus der heilgen Schrift nicht schwer ist zu erkiesen, Opitz. Aus welchem man erkiest, Wie Gott das Laster straft, ebend.
Anm. In der ersten Bedeutung lautet es in dem alten Gedichte auf den h. Anno, ingleichen in dem Fragmente eines alten Gedichtes auf Carln den Großen bey dem Schilter, und bey dem Notker irchiesen, irkiesen, bey dem Ottfried kiusan, und im Schwed. kesa. S. Kiesen. Ottfried gebraucht irkiasen auch für beurtheilen. S. auch Erkoren. [1909-1910]
Der Erker | | Erklärbar