Eitel
, eitler, eitelste, adj. et adv. leer, der Gegenwart anderer
Dinge beraubt. Eigentlich, im physischen Verstande leer. So quement Romani ouh
ubar thaz nement thaz lant allaz, ioh ouh thes giflizent, iz italaz lazent,
über dieß werden alsdann auch die Römer kommen, das ganze Land
besetzen, [
1777-1778] und sich befleißigen, es leer
zurück zu lassen, Ottfr. B. 3, Kap. 25. Thie odegun alle firliaze er
itale, die Reichen alle ließ er leer, ebend. B. 1, Kap. 7; welches auch
bey dem Tatian Kap. 3, heißt: Otage forliez itale. De ydele wagen sal
rumen dem geladenen, der leere Wagen soll dem geladenen ausweichen, im
Sachsensp. und den Goslar. Statuten. Wenn jemand eines andern Sacke idel edder
full van der Moelen foeret, in den Brem. Statuten. In dieser eigentlichen
Bedeutung kommt es nur noch hin und wieder in den gemeinen Mundarten vor. Es
ist mir so eitel in dem Magen, sagt man im Oberdeutschen, wenn man eine
unangenehme Leere in demselben empfindet. Das Brot eitel essen, im
Oberdeutschen, es leer, ohne Butter essen.2. Figürlich. 1) Aller andern
Dinge oder Prädicate entblößet, für lauter. Bey eytler
vinster Nacht, Theuerd. Kap. 29. Eitele Butter, eiteles Brot, eiteles Fleisch
essen, lauter Butter, Butter allein u. s. f. essen, ohne Brot essen, in den
gemeinen Mundarten Oberdeutschlandes. Am häufigsten wird es in dieser
Bedeutung so wohl im Niedersächsischen als Oberdeutschen als ein Nebenwort
für nichts als gebraucht, welches sich noch häufig in der Deutschen
Bibel findet. Die machten beyde Isaac und Rebecca eitel Herzleid, 1. Mos. 26,
35. Und war eitel Segen des Herren in allem, Kap. 39, 5. Esset eitel
ungesäuert Brot, 2 Mos. 12, 20. Da eitel Dürre und kein Wasser war, 5
Mos. 8, 15. Es ist eitel Boßheit unter ihrem Haufen. Ps. 55, 16. Es ist
eitel nichts und ein verführisch Werk, Jer. 10, 15. Und so in vielen
andern Stellen mehr. Ihm träumt von eitel Rache, Uz. Allein in der guten
Schreibart der Hochdeutschen ist es veraltet. 2) Im moralischen Verstande leer,
leer an Gründlichkeit, an Wahrheit, an Dauer, an Nutzen. (a) Leer an
Gründlichkeit und Wahrheit. Es ist ein eiteles Gedicht, ein leeres
Gedicht, eine bloße Erdichtung. Ein eiteles (grundloses,) Geschwätz.
Eine eitele (ungegründete,) Hoffnung. Ihre Götzen sind Wind und
eitel, Es. 41, 29. Und weichet nicht dem Eiteln nach, denn es nutzet nicht, und
kann nicht erretten, weil es ein eitel Ding ist, 2 Sam. 12, 21. Wie habt ihr
das Eitel so lieb, und die Lügen so gern? Ps. 4, 3; wo es in der
Michaelischen Übersetzung heißt: wie lange wollt ihr leere
Erdichtungen lieben? Auch in dieser Bedeutung wird es in der anständigern
Schreibart der Hochdeutschen wenig mehr gebraucht. (b) Leer an Dauer,
vergänglich, welche Bedeutung auch in der edlen Schreibart noch gangbar
ist. Es ist alles eitel. So lange du das eitle Leben hast, Pred. 9, 9. Denn
alles was ihm begegnet ist eitel, Kap. 11, 18. Eitele (vergängliche,)
Freuden, eitele Schönheit, eitele Wollüste. Eitele (zeitliche,
vergängliche,) Ehre, welche nur von kurzer Dauer ist. Eitler Ruhm u. s. f.
In welchem Verstande ital Ruam schon bey dem Kero vorkommt. (c) Leer an wahrem
Nutzen, unnütz, vergeblich. Thaz sin tod ubaral ni uuese in uns so idal,
daß sein Tod an uns keineswegs vergebens sey, Ottfr. B. 3, Kap. 36. Ist
Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, 1 Cor. 15, 17.
Eitele, brotlose Künste, die keinen wahren Nutzen bringen. Mache dir nicht
solche eitele (vergebliche,) Gedanken. (b) Leer an Tugend, leer an
Frömmigkeit, lasterhaft; doch nur an einigen Stellen der Deutschen Bibel.
Ich sitze nicht bey den eiteln Leuten, ich habe nicht Gemeinschaft mit den
Falschen, Ps. 26, 4; wo es bey Michaelis heißt: ich sitze nicht bey denen
die Böses thun. 3) Neigung zu eiteln Dingen habend, so fern eitel, leer an
Gründlichkeit, Dauer und bleibendem Nutzen bedeutet, als eine Fortsetzung
der vorigen Figur. So nennet man eine Person eitel, wenn sie dem Putze, der
Eigenliebe, dem Lobe mehr ergeben ist als diese Dinge eswerth sind, und als der
Wohlstand es erfordert. Sie ist sehr eitel, sie ist dem Putze zu sehr ergeben.
Ingleichen, diese Neigung an den Tag legend, darin gegründet. Ein eiteler
Anzug, eine eitele Kleidung, ein eiteles Betragen.Anm. Eitel ist, wie aus dem
vorigen erhellet, ein Wort, welches sich so wohl in der eigentlichen, als
figürlichen Bedeutung schon bey unsern ältesten Schriftstellern
findet. Im Angels. lautet es idel, aidlige, aydlige, im Nieders. Holländ.
Schwed. und Dän. idel. Das Nieders. bedeutet über dieß auch
flüchtig, munter, lebhaft. Im Engl. ist idle müßig. Das Zeitwort
aritalen gebraucht Tatian als ein Neutrum für dumm, kraftlos, unbrauchbar
werden, von dem Salze; aber bey dem Isidor heißt es so viel als
erniedrigen, und wird daselbst von Christo gesagt.
S. Vereiteln. Ihre hält das Wallisische eidil,
dünn, geschlank, für das Stammwort des Beywortes eitel; wenn es aber
so viel als lauter, nichts als, bedeutet, soll es von dem Schwed. Id, ein Werk,
Geschäft, und ida, handeln, wirken, bewegen, abstammen; allein dieser
Unterschied ist unnöthig und ein wenig zu spitzfindig. Beyde Bedeutungen
lassen sich vermittelst der Ableitungssylbe -el ganz bequem von einem einzigen
Stammworte ableiten, welches das Wort öde zu seyn scheinet,
S. dasselbe. Das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Possen, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , schlecht,
geringe, und das Latein. futilis, sind wenigstens dem Klange und der Bedeutung
nach diesem Worte verwandt. [
1779-1780]