Dürftig
, -er, -ste, adj. et adv. 1) Eigentlich, an irgend einer Sache
Mangel leidend, bedürftig. Gott hat den Leid also vermenget, und dem
dürftigen Glied am meisten Ehre gegeben, 1 Cor. 12, 24. In dieser
Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo es, 2) nur noch in engerer
Bedeutung gebraucht wird, an der Nothdurft, an den zum Unterhalte
unentbehrlichsten Dingen Mangel leidend. Ein dürftiger Mensch. Ein
Dürftiger. Er ist sehr dürftig. Tugend strahlet unter dem Schmutze
eines dürftigen Lebens, wie unter dem Staube ein Demant, hervor, Dusch.
Ingleichen, 3) figürlich, an der nöthigen Vollkommenheit, Kraft,
Mangel leidend. Gal. 4, 9 werden die Jüdischen Ceremonial-Gesetze schwache
und dürftige Satzungen genannt. Dürftige Zierathen, bey welchen zu
viel Sparsamkeit mit schlechtem Geschmacke verbunden ist. Eine dürftige
Manier, in den schönen Künsten. Ein dürftiger Geschmack, eine
dürftige Ausflucht u. s. f.Anm. Schon im achten Jahrhunderte leutet dieses
Wort im Fränkischen durfdig, durftig. Das Hauptwort die Durft, von welchem
dieses Beywort gebildet ist, kommt bey dem Kero und Ottfried häufig vor.
S. auch Nothdurft. Es ist von der dritten Bedeutung des
Verbi dürfen. [
1619-1620]