Durchgehen
, verb. irreg.
S. Gehen.Durchgehen. Ich gehe durch, durchgegangen;
welches theils ein Neutrum, theils ein Activum ist, und daher theils mit dem
Hülfswort seyn, theils mit haben verbunden wird.1. Ein Neutrum, mit seyn.
1) Durch einen Ort gehen, in eigentlicher, weiterer und figürlicher
Bedeutung. Das Wasser ist nicht tief, man kann füglich durchgehen. Der
Thorweg ist zu enge, der Wagen gehet nicht durch. Ich habe mich in der Stadt
nicht aufgehalten, ich bin nur durchgegangen. Durchgehende Waaren, welche nur
durchgehen, d. i. durchgeführet werden. Die Kugel war bey der Schulter
durchgegangen. In allen Sachen gerade durchgehen, figürlich, unbedeckt,
offenbar, offenherzig handeln. Besonders, 2) von einem Ende bis zum andern
gehen. Der Stich ist nicht durchgegangen. Der Hieb, der Schuß gehet durch.
Das Wasser gehet durch, dringet durch. Durchgehende Säulen, in der
Baukunst, welche an einem Gebäude von unten bis oben durchgehen, und bis
an das Gebälke reichen; Franz. Colonnes passantes. 3) Flüchtig
werden. Die Pferde gingen mit uns durch. Die Pferde sind durchgegangen. Der
Schuldner ist durchgegangen, ist ausgetreten, flüchtig geworden. 4)
Bewilliget werden, in einer Versammlung von mehrern. Die Sache, der Vorschlag
ist auf dem Landtage nicht durchgegangen. Er ist mit allen Stimmen
durchgegangen, einmüthig erwählet worden.2. Ein Activum, welches die
vierte Endung der Sache bey sich hat. 1) Von einem Ende bis zum andern gehen.
(a) Eigentlich. Einen Garten, eine Wiese durchgehen. (b) Figürlich,
flüchtig durchlesen. Ich habe das Buch ein wenig durchgegangen. Ingleichen
untersuchen. Wir wollen die Rechnungen durchgehen. Wenn ich meine
Lebensgeschichte durchgehe. Gehe in Gedanken die zahllosen Geschlechter der
Geschichte durch, und erstaune über ihre Verschiedenheit, Dusch. 2) Wund
gehen, im gemeinen Leben. Er hat die Füße durchgegangen, oder er hat
sich die Füße durchgegangen. Ingleichen, durch vieles Gehen
zerreißen. Die Schuhe, die Sohlen durchgehen.Durchgehen. Ich durchgehe,
durchgangen; welches ein Activum ist, und nur in der höhern Schreibart
gebraucht wird. 1) Von einem Ende zum andern gehen. Durchgehet hin und wieder
von einem Thore bis zum andern im Lager, 2 Mos. 32, 27; wo aber die Ersetzung
des Accusativs durch das Vorwort inim Hochdeutschen ungewöhnlich ist.
Richtiger heißt es: durchgehet das Lager. 2) Durchdringen.
Bist kommen ohne Kleid in diesen strengen Tagen Durchgangen von
dem Wind, Opitz.
3) Untersuchen. Durchgehe alle menschliche
Erkenntniß. [
1591-1592]