Dunkel
, -er, -ste, adj. und adv. 1. Eigentlich, schwärzlich, ein
wenig schwarz. In dieser längst veralteten Bedeutung wird es nur noch von
den Farben gebraucht, im Gegensatze des hell. Eine dunkele Farbe. Die Farbe ist
sehr dunkel. Der Zeug ist für mich zu dunkel. So auch in den
Zusammensetzungen dunkelblau, dunkelgelb, dunkelroth, dunkelgrün. Die
Gemählde werden mit der Zeit dunkel, wenn ihre Farben dunkeler werden;
S. Nachdunkeln. Dunkel halten, bey den Mahlern, eine
dunklere Farbe geben; Franz. rembrunir. 2. Figürlich. 1) Des Lichtes
beraubt, finster. Ein dunkeles Zimmer. Ein Zimmer dunkel machen. Ich sitze
nicht gerne im Dunkeln. Wie ein Blinder tappet im Dunkeln, 5 Mos. 28, 29. Oft
auch nur in so weit des Lichtes beraubet, daß man die Gegenstände
nicht gehörig unterscheiden kann. Es fängt an, dunkel zu werden. Ein
dunkeler Wald. Eine dunkele Wolke. Dunkele Schatten. Ein dunkeler Körper,
welcher nur durch Hülfe leuchtender Körper gesehen werden kann. 2)
Trübe, von solchen Gegenständen, welche den Lichtstrahlen den freyen
Durchgang verhindern. Dunkeles Wetter. Ein dunkeler Tag. Ein dunkeles Glas.
Isaacs Augen wurden dunkel, 1 Mos 27, 1, sie ließen nicht Lichtstrahlen
genug durch, daher auch seine Kraft zu sehen geschwächt wurde. 3)
Unkenntlich. Meine Gestalt ist dunkel worden für Trauren, Hiob 17, 7,
welche Bedeutung doch ungewöhnlich ist. 4) Unbekannt. Er öffnet die
finstere Gründe und bringet heraus das Dunkel an das Licht, Hiob 12, 22.
Seine Abkunft ist sehr dunkel. Ein Mensch von dunklem Herkommen. Ingleichen
ungewiß. Das Gegenwärtige sehen wir wohl, aber die Zukunft ist uns
dunkel. Der Erfolg ist noch sehr dunkel. 5) Der nöthigen Klarheit beraubt.
Dunkele Worte, eine dunkele Rede, deren Sinn uns unverständlich ist, in
welcher wir das Mannigfaltige nicht gehörig unterscheiden können. Ein
dunkeler Begriff, der nicht hinreicht, die Sache von allen andern zu
unterscheiden; im Gegensatze des klaren. Er schreibt sehr dunkel. Das
Räthsel ist mir zu dunkel. Aus einer dunkelen Ahndung flossen meine
Thränen. 6) Unberühmt. Im Dunkeln leben. Hier in dieser einsamen
Wüste soll mein dunkeles Leben ungesehen dahin fließen. Ohne
über die Hütte zu seufzen, worein dich dein dunkeles Schicksal
gesteckt, Dusch.
Wenn unsre Thaten uns nicht aus dem Dunkeln heben, Was für
ein Unterschied ist leben und nicht leben? Schleg.
7) Einige Sprachlehrer haben auch das hohe e, das e ferme der
Franzosen, wie es in der ersten Sylbe der Wörter gehen, stehen,
ausgesprochen wird, ein dunkeles e genannt, obgleich nicht abzusehen ist, aus
was für einem Grunde. Andere belegen das tiefe e oder e ouvert der
Franzosen, welches in der Aussprache dem ä gleicht, wie es in den ersten
Sylben der Wörter leben, geben, lautet, mit diesem Nahmen, und diese haben
noch einigen Grund für sich, weil dunkel auch von einem Tone gebraucht
werden könnte, den man nicht hinlänglich von andern Tönen
unterscheiden kann.
S. E. [
1573-1574] Anm. Im
Oberdeutschen lautet dieses Wort, bey dem Ottfried dunkal, bey dem Notker
tunchel, in dem Fragmente eines Gedichtes auf Carls des Großen Feldzug bey
dem Schilter tunker, im Dän. und Schwed. dunkel. Das n ist der
gewöhnliche Begleiter der Kehlbuchstaben in den nieselnden Mundarten.
Dunkel ist daher einerley mit dem alten Fränkischen doggen, dougen, bey
dem Tatian dougli, im Angels. doc, dunkel, finster, und figürlich
heimlich, verborgen. Tökn bedeutet im Schwedischen, wie Taage im
Dänischen, und Thoku im Isländischen den Nebel, Dunst. Daß
dieses Wort anfänglich vermuthlich schwarz bedeutet habe, erhellet aus dem
Isländ, daukr, schwarz, dokna, schwarz werden, und aus dem Wallis. du,
schwarz.
S. Finster und Düster. [
1575-1576]