Dumm
, dümmer, dümmste, adj. et adv. 1. * Eigentlich, der
Sprache oder des Gehöres beraubet. Diese im Hochdeutschen veraltete
Bedeutung kommt nur noch in den alten Denkmählern und in einigen
Oberdeutschen Gegenden vor. 1) Der Sprache beraubt, stumm, welches Wort
bloß durch den vorgesetzten Zischlaut von dumm unterschieden ist. So
gebraucht schon Kero ertumben für verstummen. Das Schwed. dum bedeutet
gleichfalls stumm, und im Hebr. ist -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - schweigen. 2) Taub, im Oberdeutschen. Ein
Mann der stumm und dumm von Mutterleibe war, aber rechnen, schreiben und
mahlen, auch lesen konnte; Bluntschli S. 446. In Cramers
Deutsch-Italiänischem Wörterbuche stehet [
1569-1570] dumm gleichfalls für taub, wobey er den Oberdeutschen Ausdruck
anführet: glaubt ihr ich wäre dumm?2. Figürlich. 1) Von Natur
Mangel am Verstande habend; in welcher Bedeutung dieses Wort zu den harten
Ausdrücken gehöret. Ein dummer Mensch. Er ist außerordentlich
dumm. So dumm, wie ein Bund Stroh, im gemeinen Leben, in welchen man noch eine
Menge anderer Ausdrücke hat, einen dummen Menschen zu benennen, z. B. ein
dummer Teufel, eine dumme Gans, eine dumme Kuh u. s. f. In der anständigen
Sprechart bedient man sich statt dieses harten Beywortes lieber gelinderer
Ausdrücke, blöden Verstandes seyn u. s. f.
S. Stumpf. 2) In einigen Fällen, Mangel an der
nöthigen Beurtheilungskraft verrathend; gleichfalls nur im gemeinen Leben.
So wohl für unbesonnen. Ein dummer Streich. Ein dummes Betragen. Als auch
für unwissend. Er ist in dieser Sache so dumm, wie ein Kind. Ingleichen
für ungeschickt. Stelle dich nicht so dumm an. 3) Der Empfindungen und
nöthigen Verstandeskräfte durch äußerer Zufälle auf
kurze Zeit beraubt. So sagt man, daß ein großes Getöse, ein
geschwefelter Wein, ein verfälschtes Bier, den Kopf dumm mache. Wenn die
Schafe anfangen schwindelig zu werden, im Kreise herum gehen, abnehmen und
sterben, so sagt man im gemeinen Leben gleichfalls, daß sie dumm werden.
An andern Orten nennt man solche Schafe Dreher, Drehlinge und Segler.
S. diese Wörter. Verwandt ist das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
stupor. 4) Seiner gewöhnlichen Kräfte beraubt, von leblosen Dingen;
in welcher Bedeutung doch dieses Wort im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht
wird. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Matth. 5, 13. In
Niedersachsen nennet man den Wein stumm, wenn er zu stark geschwefelt ist, und
daher seine Schärfe und sein Feuer verloren hat.Anm. Im Oberdeutschen
lautet diese Wort tumm, bey dem Tatian tumb, bey dem Ottfried dumb, dumpmuate,
bey dem Stryker und den Schwäb. Dichtern tumb. Ehedem wurde es sehr
häufig auch für thöricht, und ein Tumber für einen Thoren
gebraucht. Notker hat auch das Beywort tumplih für thöricht. Dummen
und verdummen bedeuten im Niedersächsischen dumm werden. Im Dänischen
heißt dum dunkel, und dumme blenden; woraus erhellet, daß dieses Wort
ehedem auch von dem Mangel des Gesichtes gebraucht worden. Dumm, stumpf und
taub scheinen übrigens sehr nahe verwandt zu seyn.
S. auch Dunkel. [
1571-1572]