Der Draht
, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, ein im Spinnen zusammen
gedreheter Faden; in welcher Bedeutung dieses Wort hauptsächlich von den
gedreheten Fäden, deren sich die Schuster bedienen, gebraucht wird,
für Pechdraht. Daher die bey ihnen üblichen Zusammensetzungen
Absatzdraht, Bestechdraht, Einstechdraht, Doppeldraht u. s. f. Doch pflegen
auch die Strumpfweber die gedreheten Fäden Wolle oder Seide mit diesem
Nahmen zu belegen, wenigstens sind daraus die Zusammensetzungen
eindrähtig, zweydrähtig, dreydrähtig entstanden. 2) Ein von
Metall gezogener Faden. Golddraht, Silberdraht. Messingdraht, Kupferdraht,
Eisendraht u. s. f. 3) Ein Band von zusammen gedrehtem Stroh, woraus z. B. die
Bienenkörbe geflochten werden. [
1533-1534] Anm. Im
Oberdeutschen lautet dieses Wort Traat, und in einigen Gegenden das Draht. Das
Nieders. Draad bedeutet so wie das Schwed. Trad, Dän. Traad, Angels.
Thraed, und Engl. Thread, einen jeden Faden. Daher ist im Nieders. draden,
draen und indraen, einfädeln. Der Plural, der nur von einzelnen Fäden
oder Stücken Drahtes, ingleichen von mehreren Arten Drahtes üblich
ist, lautet in den gemeinen Mundarten bald Drahte, bald Drähte, bald auch
Drähter. Dieses Wort stammet von drehen her, welches ehedem auch
irregulär ging, ich draht, für ich drehete. Um deßwillen
schreibt man es auch richtiger Draht, als Drath. Ehedem hieß der Draht
auch Vinster, gleichsam Winster, von winden, drehen, und im Nieders. ist auch
Wire, Engl. Wire, üblich, von wiren, drehen. Das Pohlnische Dratwa,
Schusterdraht, ist wohl aus dem Deutschen entlehnet, Tatian gebraucht Trado
auch von einem Saume; allein es ist noch nicht ausgemacht, daß dieses Wort
eben hierher gehöret. [
1535-1536]