Dort
, ein Nebenwort des Ortes, welches sich auf einen Ort beziehet,
der in Ansehung unserer entfernt, und gemeiniglich entfernter ist, als
derjenige, welchen das da ausdruckt. Es bezeichnet sich alsdann sehr
häufig auf das Nebenwort hier. Hier standen wir, dort stand der Feind. Ich
bin hier und er ist dort.
Kaum heb' ich meine Hand empor, So steigt hier ein Pallast, und
dort ein Thron hervor, Gell. Dort hätte sie gelauscht, hier hätt' ich
lauschen wollen, ebend. Dort duften Blum und Gras; hier grünen Berg' und
Flächen, Haged.
Eben so oft beziehet es sich auf einen vorher genannten Ort,
und stehet alsdann für daselbst. Tritt bey dem Brandopfer, ich will dort
warten, 4 Mos. 23, 15. Ich höre, er ist zu Paris; was mag er dort machen
wollen? Ich will nach Rom reisen und etliche Monathe dort bleiben. Oft stehet
es auch absolute für da. Dort, wo der schwarze Tannenwald steht, dort
rieselt ein Bach aus Stauden hervor, Geßn. Zuweilen wird durch den
entfernten Ort, welchen dieses Nebenwort bezeichnet, [
1527-1528] der Zustand nach diesem Leben verstanden. So wirst du hier und dort
glücklich seyn.Anm. Bey dem Ottfried lautet dieses Nebenwort thorot, bey
dem Notker doret, und in dem alten Gedicht auf Carls des Großen Feldzug
bey dem Schilter thort. Die Niedersachsen und die mit ihnen verwandten
Mundarten kennen dieses Wort nicht; die ersten gebrauchen dafür dar, aus
welchem auch das Oberdeutsche dort entstanden zu seyn scheinet, ingleichen
gunnen, gunt, jenne,
S. Gen. Dorten, alldort oder alldorten sind
müßige Verlängerungen der neuern Alemannen. [
1529-1530]