Die Docke
, plur. die -n, Diminut. das Döckchen, Oberd. das
Döcklein, überhaupt eine jede kurze dicke Säule. 1. Eigentlich,
da dieses Wort in verschiedenen Handwerken und Lebensarten sehr häufig
gebraucht wird, gewisse kurze dicke Säulen zu benennen, sie mögen nun
viereckt, oder gedrechselt seyn. So werden in den Bergwerken diejenigen
Hölzer, welche an beyden Seiten des Baumes hängen, der quer durch die
Spindel geht, bey den Tuchmachern die kleinen Säulen an dem Spinnrade,
worin die Spindel gehet, bey den Tischlern die starken Stücke Holz zu den
Seiten der Gestühle, bey den Drechslern die kurzen Säulen, zwischen
welchen das Holz, welches gedrechselt werden soll, eingespannet wird, (
S. auch Hohldocke,) in den Fischteichen die Zapfen oder
Schlägel, in den Schmelzhütten die zwey hölzernen Säulen,
zwischen welchen der Schämel des Blasebalges auf und nieder beweget werden
kann, an den Wagen an einigen Orten die Rungen oder Bockhölzer, in der
Baukunst kleine Säulen, Stollen oder Figuren an den Geländern, Docken
genannt. Bey den Messerschmieden ist die Docke ein dünnes vierseitiges
Eisen in dem Amboßklotze, mit einem Loche, die Messerklingen einzunehmen,
wenn man den Absatz daran schlagen will. Die Schlösser nennen diejenigen
Stücke gestähltes Eisen von allerley Gestalt, welche sie in den
Schraubstock spannen, allerley Zierathen darauf auszutiefen, nicht nur
Untersätze, sondern auch Docken. 2. Figürlich, wegen einiger
Ähnlichkeit, 1) ein zusammen gelegtes Bund Schnüre, oder anderer
biegsamer Körper. So heißt bey den Jägern ein zusammen gesetztes
Bund Schnüre, Leinen u. s. f. eine Docke.
S. Aufdocken und Ausdocken. Im gemeinen Leben
führen diesen Nahmen kleine zusammen gedrehte Bündel Seide oder Garn.
Die kleinen Bündlein Stroh, welche zuweilen zwischen die Fugen der
Dachziegel oder Schindeln gesteckt werden, das Regenwasser abzuhalten, werden
gleichfalls Docken genannt. In den Tobaksfabriken führen diesen Nahmen
zusammen gebundene Bündel getrockneter Tobaksblätter, welche etwa ein
halbes Pfund am Gewichte halten. 2) Eine Puppe; doch mehr im Oberdeutschen und
Niedersächsischen, als im Hochdeutschen. Das Kind spielt noch mit der
Docke. Sie aht sich geputzt, wie eine Docke. Daher der Dockenmacher, der Docken
und andere Spielsachen für Kinder verfertiget, die Dockenwaare, der
Dockenkrämer, der [
1507-1508] Dockenschrank u. s. f. 3)
Eine Art des Kopfputzes des andern Geschlechtes.Anm. Auch dieses Wort ist von
den Sprachforschern bisher sehr vernachlässiget worden. Die meisten sehen
die Bedeutung einer Puppe als die erste eigentliche an, und fallen daher
entweder auf das Holländ. tocken, spielen, so doch erst von Docke
abstammet, oder mit Wachtern auf das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ich schmücke, bereite zu.
So fern dieses Wort eine Puppe bedeutet, lautet es im Oberdeutschen Tocke, im
Niedersächsischen Dokke, im Schwedischen Docka. Es ist sehr glaublich,
daß diese Bedeutung nur eine Figur von der Bedeutung einer kurzen
Säule ist, und da kommt dieses Wort sehr genau mit Stock überein,
welches bloß vermittelst des vorgesetzten Zischlautes aus Docke geworden,
S. Stock. Wird doch Stock im gemeinen Leben auch sehr
häufig gebraucht, einen kurzen, dicken Körper auszudrucken; z. B. der
Stock eines abgehauenen Baumes, der Stock, d. i. der Rumpf, eines Hemdes u. s.
f. Das mittlere Latein. Docarium und Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein Balken, gehören
gleichfalls hierher.4. [
1509-1510]