Derselbe
, dieselbe, dasselbe, pronom. demonstrativo-relat. welches auf
folgende Art decliniret wird.Singul. Plur.Nom. Derselbe, dieselbe, dasselbe.
Dieselben.Gen. Desselben, derselben, desselben. Derselben.Dat. Demselben,
derselben, demselben. Denselben.Acc. Denselben, dieselbe, dasselbe.
Dieselben.Dieses Wort beziehet sich,1. Auf einen Nachsatz, welcher ein
Relativum an seiner Spitze hat, und alsdann ist die demonstrative Bedeutung die
herrschende. Haben sie denselben Mann nicht wieder gesehen, welchen wir gestern
sahen? Aber dieser Gebrauch, da derselbe für derjenige gesetzt wird, thut
im Hochdeutschen eben nicht die beste Wirkung. Richtiger gebraucht man es mit
es in Verbindung mit dem Nebenworte eben. Es ist eben derselbe Mann, welchen
wir gestern sahen. Er ist noch eben derselbe, der er sonst war. Oft wird auch
der Nachsatz weggelassen, und alsdann dienet eben, derselbe gleichfalls die
Unveränderlichkeit des natürlichen Zustandes einer Sache, ingleichen
ihre Identität auszudrucken. Er ist immer eben derselbe, er ist sich immer
selbst gleich. Hat es vor diesem Menschen gegeben, so kann es auch wohl eben
dieselben Fehler gegeben haben, nehmlich, welche jetzt unter ihnen angetroffen
werden. Unartig ist es, das und zwischen eben und dem Pronomen einzuschalten,
eben und dieselben Fehler, so wie es das Gehör beleidiget, wenn eben
weggelassen wird.
Die Tage sind verschwistert, alle gleich, Nicht ganz dieselben,
Schleg.
Im Oberdeutschen sind in diesem Verstande auch der gleiche,
der eigene, und der nehmliche üblich. Den eigenen Tag, denselben. Wenn wir
nur auch des nehmlichen versichert seyn können. Auf eine subtilere Art,
die doch immer die nehmliche ist.
Sie steht im gleichen Augenblick Nach mir sich um, Wiel.
Wenn ich beständig der gleiche bin, d. i. eben
derselbe.2. Oder es beziehet sich auf ein vorher gegangenes Hauptwort, oder auf
einen vorher gegangenen Satz, in welchem Falle es mehr relativ, als
demonstrativ ist. Das ist ein schönes Haus, wer ist der Besitzer
desselben, oder er ist desselben Besitzer? in welcher letztern Wortfügung
es bloß relativ ist, und für das Relativum der stehet. Das
Unglück ist groß; ich würde vielleicht nicht Muth genug haben,
dasselbe zu ertragen. Wer sich seinem Vaterlande widmet, muß dasselbe
für unvermögend halten, ihn zu bezahlen, denn was er für
dasselbe wagt, ist unschätzbar.Zuweilen wird dieses Pronomen auch für
die Possessiva der dritten Person gebraucht, wo aber ein gutes Gehör
entscheiden muß, in welchem Falle solches erlaubt ist oder nicht. Die
Sprachen sind älter als die Regeln derselben, klingt unangenehmer, als die
Sprachen sind älter als ihre Regeln. Im folgenden Satze hingegen stehet es
ganz richtig: die Physik beschäftigt sich mit den Körpern; ihre
Absicht ist, die Natur derselben, ihre Eigenschaften und Verhältnisse zu
entdecken.Noch häufiger wird dieses Pronomen von der heutigen
Höflichkeit gegen Vornehmere anstatt des persönlichen Sie gebraucht.
Dieselben haben mir befohlen. Und in diesem Falle ist auch der verlängerte
Dativ Denenselben eingeführet. Ich habe letzthin die Ehre gehabt,
Denenselben zu berichten, daß u. s. f. [
1465-1466] Wie
ich von Denenselben vernommen habe. Auch der Genitiv Deroselben wird nicht
selten für das einfache Dero gebraucht. Deroselben Bedienter hat mir
solches gesagt. Deroselben Gnade habe ich solches zu verdanken. Welcher Genitiv
im Oberdeutschen wohl gar anstatt des Dativi gebraucht wird. Und Deroselben
gegenwärtiges zustellen zu lassen. Wenn man mit und von sehr hohen
Personen spricht, pflegt man dieses Pronomen noch mit den Wörtern Hoch,
Höchst, und Allerhöchst zu erhöhen. Hochdieselben haben befohlen
u. s. f. Allerhöchstdieselben geruhen u. s. f.Gegen niedrigere Personen,
welche man gewöhnlich Er, und, wenn sie weiblichen Geschlechtes sind, im
Singular Sie zu nennen pfleget, ist, wenn man ihnen etwas mehrere Ehre erweisen
will, der Singular Derselbe und Dieselbe gleichfalls üblich. Derselbe hat
mir gesagt u. s. f.Anm. Dieses Pronomen mit dem Demonstrativo der und selbe
zusammen gesetzt;
S. Selbe. Außer dem eben angezeigten Falle wird
auch dieses durchgängig nach der verkürzten Declination des
Pronominis der abgeändert, weil selbe hier die Stelle eines Hauptwortes
vertritt. Dieses Wort ist alt. Bey dem Kero lautet es im Genit. Sing.
desselbin, und deruselbun, im Nom. Plur. diuselben, und im Genit. Plur.
deroselbono; bey dem Übersetzer Isidors im Nom. Sing. dherselbo und dher
selbo; und bey dem Ottfried ther selbo, therselbon, thia selbum. Im
Oberdeutschen lautet es auch derselbte, dieselbte, dasselbte, in welcher
Gestalt es nicht nur bey dem Opitz und andern Schlesischen Dichtern vorkommt,
sondern auch an einigen Hochdeutschen Höfen eingeführet ist. Selbe,
selbte und selbiger kommen in eben dieser Mundart vor. Derselbige, dieselbige,
dasselbige ist eine andere Oberdeutsche Form, die auch im Hochdeutschen nicht
unbekannt ist, und sich bloß durch die müßige Verlängerung
der neuern Alemannen von dem vorigen unterscheidet. Im Nieders. lautet dieses
Fürwort de sulve, dat sulve. [
1467-1468]