Darum
, und Darum, particula demonstrativo-relativa für um
diesen, um diese, um dieses, um denselben u. s. f. Sie ist,I. Eine anzeigende
Partikel, und zwar. [
1403-1404] 1. Ein anzeigendes
Umstandswort, da es den Ton auf der ersten Sylbe hat. Es bedeutet alsdann, 1)
um diesen Ort herum, für da herum. Darum wickele das Band. Hier ist die
rechte Stelle, darum muß der Faden gewickelt werden. Freylich ist diese
Zusammenziehung für die edle Schreibart zu hart, daher man sie in
derselben lieber vermeidet, und um diese u. s. f. dafür gebraucht. 2) Den
Gegenstand einer Beschäftigung oder Wirkung des Geistes. Darum bath ich
dich mit Thränen. Darum hat sich niemand zu bekümmern. Darum ist es
mir eben zu thun. Es ist ihm bloß darum zu thun, daß ich zu ihm
kommen soll. 3) Eine Verwechselung, eine Vertauschung, für dafür, im
gemeinen Leben. Darum gebe ich keinen Häller. Darum kann ich meine Waare
nicht geben, für diesen Preis. Ingleichen, den Verlust einer Sache. Ob ich
das Buch noch habe? Ach, darum bin ich längst gekommen. Darum hat man mich
längst gebracht. Darum bin ich schändlich betrogen worden. Der Arme
hat nichts, denn ein wenig Brots, wer ihn darum bringt, der ist ein
Mörder, Sir. 34, 25. 4) Eine Ursache, für um deßwillen,
deßwegen. Empfinde ich darum weniger, weil ich mir vornehme, nichts zu
empfinden? Dusch. Dieses habe ich darum gesagt, damit du wissen möchtest,
u. s. f. Werde ich dir darum untreu, weil ich mit einer andern rede? Ich thue
es darum, weil es mir so gefällt. In dieser Bedeutung ist es2. Als ein
Bindewort am üblichsten, welches einer Ursache zur Begleitung dienet, und,
wenn keine andere Partikel dazu kommt, den Nominativ hinter das Zeitwort wirst.
Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, 1. Mos. 2, 24. Die Brücke
war abgerissen, darum konnten sich so wenige mit der Flucht retten. Ich
wußte nicht, wo er sich aufhielt, darum konnte ich auch nicht an ihm
schreiben. Nur hüthe man sich, darum nicht in dem Nachsatze zu setzen,
wenn sich der Vorderfaß mit weil anfängt. Weil ich nicht wußte,
wo er sich aufhielt, darum konnte ich nicht u. s. f. Hier muß so stehen.
Hingegen, kann darum in dem Vordersatze ohne Übelklang das weil im
Nachsatze haben. Ich konnte darum nicht an ihn schreiben, weil ich nicht
wußte u. s. f. Das biblische darum daß, für weil, ist im
Hochdeutschen veraltet. Darum daß seine Seele gearbeitet hat, wird er u.
s. f. Es. 53, 11. Ingleichen im Nachsatze: darum daß er sein Leben in den
Tod gegeben hat, V. 12.Oft fänget darum, besonders im gemeinen Leben, die
Antwort an, wenn mit warum gefraget worden. Warum hast du das gethan? Darum,
weil es mir so einfiel. In der anständigern Schreibart setzet man das weil
lieber allein, weil dieses den Begriff des darum schon mit einschließet.
Und hat für ein Warum? zehn Darum bey der Hand,
Dusch.
Bloß die demonstrative Bedeutung dieser Partikel ist die
Ursache, warum sie in diesem Falle den Ton auf der ersten Sylbe hat, und nicht
die Gravität des Lehrenden, wie ein gewisser Schriftsteller in allem
Ernste behauptet. Sie hat das mit allen ähnlichen Partikeln gemein, in
welche die Gravität des Lehrenden gewiß keinen Einfluß hat.II.
Eine Partikel, welche nebst der anzeigenden auch eine beziehende Bedeutung hat,
oder ein demonstrativo-relativum, da es denn den Ton auf der letzten Sylbe hat.
Es bedeutet, 1) um denselben Ort herum. Und band einen rothen Faden darum, 1
Mos. 38, 28. Wenn du ein neues Haus bauest, so mache eine Lehne darum, 5 Mos.
22, 8. Der pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum, Matth. 21,
32. Ich will tombackne Treffen darum nehmen, Gell.
Weil Keuschheit und Vernunft darum zu Wache stehn, Haller.
Im Hochdeutschen ist dieser Gebrauch selten, weil man in
diesem Falle die Partikel lieber auflöset, um denselben, um dasselbe, oder
auch herum gebraucht. 2) Den Gegenstand einer Beschäftigung des Leibes
oder des Geistes. Ich gab es ihm, weil er mich darum bath. Ihr habt nicht
Ursache, euch darum zu bekümmern. Ich mußte es wohl sagen, man fragte
mich ja darum. Es war ihm sehr darum zu thun. Sie wußten nichts darum, sie
wußten nichts davon. Er bekümmert sich wenig darum. Es bemühet
sich ja niemand darum. Es soll darum geloset werden. 3) Eine Verwechselung,
oder Vertauschung. Ich both ihm zehen Thaler, aber er wollte es nicht darum
(dafür) geben. Tausend Thaler wollte ich darum geben, wenn es nicht
geschehen wäre. Ingleichen den Gegenstand eines Verlustes. Ich habe es
nicht mehr, ich bin darum gekommen; man hat mich darum gebracht, betrogen. Hier
wird die erste Sylbe im gemeinen Leben oft gar verschlungen.
Ach solltest du nur erst die Liebe besser kennen, Du gäbst
noch etwas drum, Rost.
Er hat mich drum gebracht. Es sey darum, es kommt mir darauf
nicht an, es mag geschehen. Es mag darum seyn. 4) Eine Ursache. Wer seinen
Knecht oder Magd schläget, der soll darum gestraft werden, 2. Mos. 21, 20.
21. Was zürnet ihr darum? 2 Sam. 19, 42. Du solltest es nicht haben, ich
that es eben darum. Ich lobe sie darum, ich lobe sie deßwegen.Anm. 1. Die
Zusammenziehung in drum gehöret auch in Ansehung dieser Partikel in die
Sprache des täglichen Umganges, die Zerreißung aber unter die
veralteten Schönheiten.
Daß dieß unmöglich ist, da will ich um nicht
streiten. Opitz.
Eben derselbe gebraucht auch um daß für weil:
Ich muß mit Danke Gott erheben, Um daß er seine
Gütigkeit Euch mitgetheilet dieser Zeit.
Eben von darum, oder von darummen, für darum, z. B. ohne
daß von darummen die Wahl zu verwerfen, kommen noch in einigen
Oberdeutschen Kanzelleyen vor.Anm. 2. Hingegen ist im Hochdeutschen auch der
bloß relative Gebrauch dieser Partikel nicht selten. Die Ursache, darum
ich es gethan habe. Daß du mir Weisheit verleihest, - darum wir dich
gebethen haben, Dan. 2, 23; für warum oder worum.
S. Da II.Anm. 3. Bey dem Übersetzer Isidors lautet
diese Partikel noch umbi dhazs, bey dem Willeram aber schon darumbe, in dem
alten Gedichte auf Carl des Großen Feldzug bey dem Schilter tha umbe, und
bey dem Schwäbischen Dichtern dar umbe.
S. Da. II. und Um. [
1405-1406]