Der Dank
, des -es, plur. inus. das Hauptwort von dem Verbo danken. Die
Stufen, durch welcher dieses Wort zu seiner heutigen Bedeutung gelanget ist,
sind merkwürdig, und verdienen angeführet zu werden. Es bedeutete,1.
Die Eigenschaft einer Sache, nach welcher man sie gerne annimmt,
Annehmlichkeit, Schönheit. Diese Bedeutung lässet sich nur
muthmaßen; indessen kommen doch noch verschiedene Spuren derselben vor.
S. die Anm. ingleichen Danknehmig.2. Der Zustand des
Gemüthes, mit welchem man eine Sache gern annimmt, Wohlgefallen. Diese
Bedeutung kommt in den mittlern Zeiten im Deutschen und in den heutigen
verwandten Sprachen sehr oft vor. Gehorchet Hiskia nicht - Thut mir zu Dank,
und gehet zun mir heraus, Es. 56, 16. thut mir den Gefallen. Noch jetzt sagt
man im gemeinen Leben: etwas zu Danke annehmen, d. i. mit Wohlgefallen. Man
kann ihm nichts zu Danke machen, nichts so, daß es ihm gefiele. Es ist mir
zu Danke bezahlet worden, so, daß ich damit zufrieden bin. Der Held
dasselb zu Dannck nam an, Theuerd. Kap. 86.3. Willen, Einwilligung
überhaupt.
Sit ich si ane ir danc in minem herzen trage, Reinmar der
Alte,
d. i. wider ihren Willen.
Tristan mueste sunder sinen dank Stete sin der kuniginne,
Heinrich von Veldig.
Sines thankes, freywillig, mit seinem Willen, und unthankes,
wider seinen Willen, kommen bey den Ottfried mehrmahls vor. Wenn aber bey ihm
mines thankes und bey dem Notker Ps. 113 einen dank, umsonst bedeuten, so
scheinen diese Redensarten bloß buchstäbliche Übersetzungen des
Latein. gratis zu seyn. Im Deutschen ist die Bedeutung des Willens, der
Einwilligung, gleichfalls noch nicht ganz veraltet, denn im gemeinen Leben
hört man noch oft, etwas wider eines Dank thun, wider des Henkers Dank.
Sie behauptete wider des Henkers Dank, daß das Angebinde von ihnen
käme, Weiße. Er hat es im brande anen sinen dank verloren, in den
Goslarischen Statuten B. 1. Tit. 1. Dodet en den anderen -ane sinen dank,
ebend. Art. 83.4. Die thätige Erweisung des Wohlgefallens über eine
gute Handlung, die Belohnung. Thes er nu ane uuanc habet [
1383-1384] for a gote thanc, dafür er nun ohne Zweifel seinen Lohn vor Gott
hat, Ottfr. Ist das der Dank für meine Treue? d. i. der Lohn, die
Belohnung. Gibst du mir solchen Dank? Und wenn ihr euren Wohlthätern wohl
thut, was Danks habt ihr davon? Luc. 6, 33, f. d. i. was für Belohnung von
Gott.
Da Freund, das ist der Dank, den man am Hofe gibt,
Weiße.
Besonders bedeutete dieses Wort ehedem bey den Thurnieren die
Belohnung, die der Überwinder bekam, den Preis; in welchem Falle auch der
Plural die Dänke nicht selten war.
Ihr wisset, daß zwar ihrer viel In Schranken laufen an das
Ziel, Doch einem der zuerste kömmt Ist einig nur der Dank bestimmt,
Opitz.
5. Die Vergeltung einer empfangenen Wohlthat durch Worte, die
Bezeigung der Erkenntlichkeit durch Worte, in welcher Bedeutung es
gegenwärtig am üblichsten ist. Einem Dank sagen, für etwas Dank
sagen. Dank für etwas abstatten. Ich statte ihnen tausendfachen Dank ab,
daß sie mir so freundschaftlich geholfen haben. Einem Dank für etwas
wissen, oder im gemeinen Leben, einem etwas Dank wissen, ihm Dank dafür
sagen; wissen ist hier so viel als weisen, erweisen,
S. Weisen und Wette. Vuizun thank, Ottfr. Des sol mir
diu guote danc uuissen, Heinrich von Veldig. Ich weiß es dir schlechten
Dank, daß du dieses gethan hast. Ich weiß allen Freunden, die mir zu
dieser Heirath gerathen haben, schlechten Dank, Weiße. Wo doch das es
beynahe nothwendig geworden ist. Die Wortfügung mit der zweyten Endung,
ich weiß dir dessen schlechten Dank, ist Oberdeutsch. Dank mit etwas
verdienen. Dank sey es seinem guten Naturelle, daß u. s. f. in welchem
Falle Dank für das Mittelwort gedankt stehet. Gott sey Dank! eine im
gemeinen Leben übliche Formel, wo Gott der Dativus ist. Dem Himmel sey
Dank, ich denke ihr nunmehr den Verdacht benommen zu haben, Weiße. Bey ihm
ist schlechter Dank zu hohlen, im gemeinen Leben. Dank mit etwas bey einem
einlegen, ist eine widersinnige Art des Ausdruckes, die vermuthlich nach der R.
A. Ehre mit etwas einlegen, gebildet worden. Dank anheben zum Gebeth, Neh. 11,
17. Dank opfern, Schmähworte für Dank geben, auf daß viel Danks
geschehe u. s. f. sind biblische Arten des Ausdruckes, die im Hochdeutschen
ungewöhnlich sind. Einem Dank haben. Anstatt mir Dank zu haben, Opitz, ist
im Hochdeutschen gleichfalls veraltet.6. Lob, Ruhm, welche Bedeutung eine
Fortsetzung der vorigen ist, weil sie empfangene Wohlthaten voraus setzet, aber
außer der biblischen Schreibart wenig mehr vorkommt. Dir gebühret die
Majestät - Sieg und Dank, denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das
ist dein, 1 Cor. 30, 11. Und da die Thiere gaben Preis, und Ehre, und Dank, dem
u. s. f. Offend. 4, 9. Ich will den Nahmen Gottes loben mit einem Lied, und
will ihn hoch ehren mit Dank, Ps. 69, 31.Anm. Dank lautet bey dem Ottfried und
seinen Zeitgenossen Thanc, bey den Schwäbischen Dichtern aber schon Dank,
im Angel. Thanc, und Engl. Thanks. Das n vor dem k ist kein Stammbuchstab,
sondern der gewöhnliche Begleiter der Hauchlaute in den nieselnden
Aussprachen. Daher fehlet es auch in andern Mundarten, welche die
Hauchbuchstaben weniger durch die Nase aussprechen, wie in dem Schwed. Tack,
welches so wohl Wohlgefallen, guten Willen, als auch Dank bedeutet, in dem
Isländ. thaegr, angenehm, schön, dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , angenehm, und dem
Böhmischen Diky, Dank.
S. Danken. Die Zusam-mensetzungen Dankverbindung,
Dankverpflichtung u. a. m. gehören in die Beredsamkeit der
Kanzelleyen. [
1385-1386]