Der Canal
, des -es, plur. die Canäle. 1) Eigentlich, eine jede
Röhre oder Rinne, besonders wenn sie für einen flüssigen
Körper bestimmt ist. So werden die Röhren zu den Wasserleitungen
zuweilen Canäle genannt. Am häufigsten führen diesen Nahmen in
die Erde gegrabene Wasserleitungen, welche man Gräben, wenn sie aber eine
gewisse Breite und Tiefe haben, lieber Canäle zu nennen pflegt. Der
große Canal in Languedock, der das Mittelländische und Atlantische
Meer mit einander vereiniget. Einen Canal graben oder ziehen. In noch weiterer
Bedeutung werden das Bett eines Flusses, eine Meerenge, die Röhren, in
welchen die flüssigen Körper in den Thieren und Pflanzen ihren Umlauf
verrichten u. s. f. Canäle genannt. Der Canal bey Constantinopel, die
Meerenge bey dieser Stadt. Der Canal schlechthin, ist derjenige schmale Theil
des Atlantischen Meeres, welcher England von Frankreich absondert. Die
Canäle in den Orgeln, welche den Wind an die Orte leiten, wo er seine
Wirkung thun soll u. s. f. 2) Figürlich, im gemeinen Leben, Mittel und
Wege eine Absicht zu erreichen. Ich habe einen Canal gefunden, vor ihn zu
kommen. Durch diesen Canal wirst du deine Absicht nicht erreichen. Diese
Figur [
1295-1296] stammet ohne Zweifel noch aus den mittlern
Zeiten her, wo Canalis auch die Landstraße, ja einen Weg bedeutete.
S. des du fresne Glossar.Anm. Dieses Wort ist aus dem
Latein. Canalis, aus welchem die Franzosen ihr Canal, und Chenal, die
Italiäner ihr Canale, und die Engländer ihr Canal, Channel, Kennel,
in gleichen Bedeutungen entlehnet haben. Im Oberdeutschen hat sich dieses Wort
dem deutschen mehr genähert, denn da wird Kännel, Kennel häufig
für eine jede Rinne oder Röhre gebraucht. Eine Röhre zur
Wasserleitung heißt im Oberdeutschen auch Ceuchel.
S. auch Graben, Cloak, Röhre, Abzucht, Dohle u. s.
f. [
1297-1298]