Der oder das Chor
, (sprich Kohr,) des -es, plur. die Chöre, aus dem Griech.
und Latein. Chorus. 1. Überhaupt mehrere nach einer gewissen Ordnung
zugleich singende Person. Besonders die singenden Geistlichen in der
Römischen Kirche. In den evangelischen Schulen, mehrere Schüler,
welche einen symphonischen Gesang aufführen; in welchem Verstande das
Wort, wenigstens in ganz Obersachsen, ungewissen Geschlechtes ist. Das erste
Chor, das zweyte Chor u. s. f. wenn sie in mehrere Chöre getheilet sind.
Daher, der Chor-Schüler, die Chor-Büchse u. s. f. Auch in andern
Musiken, werden viele, welche nach einer gewissen Ordnung zugleich singen, das
Chor genannt. Figürlich, das Chor der Musen, der Grazien, der
Wissenschaften u. s. f. so fern sie in Verbindung mit einander vorgestellet
oder gedacht werden.2. Ein Gesang, der von mehrern zugleich gesungen wird.
Das himmlische Geflügel Stimmt an den süßen
Chor, Opitz.
3. Der Ort in den Kirchen, wo das Chor der Geistlichen singt,
in welchem Verstande das Wort am häufigsten ungewissen Geschlechtes ist;
und zwar, 1) der Haupttheil einer Kirche, worin sich der Altar, oder in der
Römischen Kirche der Hauptaltar befindet, und in welchem die Priester
sitzen, und in der Römischen Kirche die Geistlichen singen; im Gegensatze
des Schiffes. In das Chor gehen. 2) Ein erhabener Ort so wohl in den Kirchen,
als auch in andern Gebäuden, von welchem gesungen oder musiciret wird. Im
Oberdeutschen ist es hier männlichen Geschlechtes, welches auch Luther 1
Kön. 6, 5 gebraucht; daß er beyde um den Tempel und Chor hergieng;
und V. 16. und bauete daselbst inwendig den Chor und das Allerheiligste. In dem
Tempel Salomonis war es in dem Innern des Tempels befindlicher erhöheter
Ort, wo die Chöre der Priester sangen. Die unter den Psalmen, befindlichen
Lieder im höhern Chor, find solche Psalmen, die von gewissen dazu
bestimmten erhabenen Orten in dem Tempel abgesungen wurden. In den
Klosterkirchen sind die Chöre der eigentliche Ort, wo die Mönche und
Nonnen den Gottesdienst abwarten. Daher die im gemeinen Leben übliche
figürliche Redensarten, jemanden zu Chore treiben, welche R. A. aus dem
Klöstern ihren Ursprung genommen hat. In weiterer Bedeutung wird auch eine
jede Emporkirche oder Porkirche, wenn sie gleich nicht unmittelbar zur Musik
bestimmt ist, ein Chor genannt.Anm. In dem Geschlechte dieses Wortes sind die
Mundarten sehr unbeständig; doch wird es in der dritten Bedeutung,
wenn [
1327-1328] es von dem Orte genommen wird, noch am
häufigsten im ungewissen Geschlechte gebraucht. Billig wäre es
freylich, daß es überall männlichen Geschlechtes wäre, wie
es das Latein. und Griech. Chorus ist. [
1329-1330]