C
, der dritte Buchstab des Deutschen Alphabetes, von welchem
verschiedenes zu bemerken ist, welches sich am füglichsten in drey
Abschnitte zusammen fassen lässet.I. Was dessen Aussprache betrifft, so
erscheinet er in derselben in einer dreyfachen Gestalt.1. Dienet er zur
Verdoppelung des h und k, und nimmt alsdann deren Laut an sich;
S. Ch und Ck besonders, jedes an seinem Orte.2. Lautet
er wie ein z, vor einem ä, e, i, ö, ü, y und den daraus
entstehenden Doppellauten äu, eu, ei, ey und ie; wie in Cäsar,
Cäsalpin, Ceder, Citrone, Cicero, Cölius, Cybele, Cypern u. s. f. Von
dieser Regel weichen die eigenthümlichen Nahmen Cöln, Cöthen,
Cüstrin und Cärnthen ab, wo das C wie ein K lautet. Das letztere
schreibt man auch jetzt lieber Kärnthen; Körper aber ist aber schon
seit langer Zeit nicht mehr Cörper geschrieben worden.3. Lautet er wie ein
k, so wohl vor dem a, o, u und den Diphtongen ai und au, wie in Cadir, Cato,
Coblenz, Cur u. s. f. als auch vor einem Consonanten, Client, Clarisse, Credit,
Clavier, Ctesiphon, welches doch nunmehr lieber Ktesiphon geschrieben wird; als
endlich auch am Ende einer Sylbe, Iccius, Spectakel.Ehedem hatte dieser
Buchstab noch ein anderes Amt, denn er dienete auch zur Verdoppelung des z.
Dieser Gebrauch findet sich in den ältesten Deutschen Denkmählern
sparsam, in den mittlern Zeiten aber desto häufiger; denn da schrieb man
Wiez, erczaigen, Pfalezgraff, Maincz, czu, Getänez, churez, chraczen,
Arczt, Erczeney u. s. f. In den neuern Zeiten ist das tz, doch mit einigen
Einschränkungen, an dessen Stelle getreten. Nur in dem Slavonischen Czar,
hat man es noch hin und wieder behalten, ob es gleich wie Tzar gesprochen, und
von dem meisten Zar geschrieben wird.II. In Ansehung des Gebrauches, hat dieser
Buchstab allerley widrige Schicksale gehabt, und noch jetzt sind die Stimmen
über denselben sehr getheilet. ich bin bey dieser Verschiedenheit der
Meinungen in dem gegenwärtigen Wörterbuche folgenden Regeln gefolget,
wobey ich die Mittelstraße zwischen einer sclavischen Anhänglichkeit
an die vorigen Jahrhunderte und der uneingeschränkten Neuerungsliebe der
heutigen zu treffen gesucht habe.Die Wörter, in welchen das vorkommt, sind
entweder einheimische oder fremde Wörter.1. Sind sie einheimische, so bin
ich der Gewohnheit, der unumschränkten Gesetzgeberinn in allen Sprachen,
gefolget. Ich habe also Char, Churfürst u. s. f. geschrieben, weil man von
undenklichen Zeiten her so geschrieben hat, und noch so schreibt. Der Einwurf,
daß Chur von kören herkomme, heißt hier nichts, weil man eher
churen und chören, als kuren und kören geschrieben hat, wie aus dem
folgenden Abschnitte erhellen wird. Eben so verhält es sich auch mit den
eigenthümlichen Nahmen Carl, Conrad, Cunigunde, Canstadt, Creilsheim, und
hundert andern, die seit undenklichen Zeiten schon in dem Besitze des C sind.
Da so viele kritische Versuche, das K. in diesen Wörtern einzuführen,
vergeblich gewesen, so würde es töricht seyn, sich demherrschenden
Geschmacke zu widersetzen; ob es gleich um der Gleichförmigkeit willen zu
wünschen wäre, daß auch in diesen Wörtern das K angenommen
werden möchte, wie es schon in Kreis, Kaldaunen, Kranz u. a. m. geschehen
ist, die ehedem von den meisten auch noch mit einem C geschrieben wurden.2. Die
fremden Wörter haben entweder schon das deutsche Bürgerrecht erhalten
oder nicht.1) In dem ersten Falle, sind sie seit langen Zeiten üblich, und
haben in ihrer ganzen äußern Gestalt das Ansehen Deutscher
Wörter bekommen, obgleich ihr Stoff ausländisch ist; und das ist es
freylich billig, daß man sie auch in der heutigen Schreibart den
übrigen Deutschen Wörtern gleich mache, man schreibe also Kaiser,
Kanzel, Kloster, Kreuz, Küster, Körper, Kaffeh, Kanone, Kiste,
Keller, Krone, Kreatur, Kerker, Kaninchen, Kafiller, Kajüte, Ziffer,
Zither, Zingeln, Bezirk, Zinnober, Zimmer, Zins, die Zent, der Zentner, Zirkel,
u. s. f. weil dich einmahl die meisten Deutschen Wörter mit diesen
Buchstaben geschrieben werden. Es ist nur die Frage, welches wirklich
eingebürgerte Wörter sind? In Ansehung der obigen werden wohl nur
noch wenige einigen Zweifel haben. Aber es gibt andere, deren Bürgerrecht
zweifelhafter ist; z. B. Cloak, Capelle, Clavier, Scepter, Sclave, Ducat, u. s.
f. Die Sachen, die diese Wörter bedeuten, sind bey uns allgemein, wir
haben auch keine andern Wörter, sie zu benennen, und diese Ausdrücke
selbst haben doch schon hinten einen Deutschen Schnitt bekommen, warum wollte
man denn ein bedenken tragen, sie vorne Deutsch zu kleiden? Und doch werden
viele sie ungern Kloak, Kapelle, Klavier, Zepter, Sklave, Dukat schreiben
wollen. Weil die Stimmen hier noch getheilet sind, so kann man es niemanden
verargen, er erkläre sich für eine Partey, für welche er will.2)
Sind aber diese Wörter erst in den neuern Zeiten eingeführet worden,
und haben sie in dem Munde der Deutschen nur eine geringe Veränderung
erlitten, die etwa nur die Endsylbe betrifft, so ist es billig, sie mit den
Buchstaben zu schreiben, mit welchen die Sprache sie schreibet, aus der man sie
entlehnet hat. College, Correspondent, Cicero, Crucifix, Confistorium,
Commissarius, Contract, und tausend andere mehr, würden einen seltsamen
Anblick manche, wenn man ihnen ihr eigenthümliches C nehmen wollte.
Hierher gehören auch die fremden eigenthümlichen Nahmen, die man nie
anders schreiben sollte, als sie in ihrem Vaterlande selbst geschrieben werden.
Wie wunderlich ist es, den Nahmen Kopenhagen noch jetzt mit einem C zu
schreiben, da er im Dänischen nie so geschrieben worden, und über
dieß von kiobe, kaufen, abstammet.Ich sage, am müsse die Wörter
so schreiben, als die Sprache sie schreibet, aus der man sie entlehnet. Man
schreibt also richtig Cavallier, Cabinett u. s. f. weil die Franzosen sie so
schreiben, von denen wir sie angenommen haben, und nicht Kaballier, weil es von
dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kommt, oder Kabinet, weil es von dem alten Kemnate abstammet
soll. Ein Wort vorn mit einem Griech. K, und hinten mit einem Franz. ier macht
einen wunderlichen Contrast. Über dieß würden wir nie fertig
werden, wenn wir erst den Ursprung eines ausländischen Wor- [
1287-1288] tes aufsuchen müßten, ehe wir uns in Ansehung einer
Schreibart bestimmen könnten.Da die meisten diese Wörter eine
Deutsche Endsylbe bekommen, so ist es nunmehr auch gewöhnlich, diese, wenn
es die Aussprache nothwendig macht, mit solchen Buchstaben zu schreiben, die in
andern Fällen im Deutschen gewöhnlich sind. Dieses betrifft so wohl
die Endungen, wo das c am Ende wie ein z lautem muß, wo man es mit dem
letztern vertauscht, Commerz-Collegium, Sedez, Duodez; als auch die Latein.
Endung culus, cula, culum, zumahl da sie im Deutschen ein e bekommen, welches
die Aussprache des c verändern würde; Partikel, Matrikel, Artikel,
Bakel, Orakel, Spectakel u. s. f. die man ehedem wohl Particul, Articul u. s.
f. schrieb. Auch in denjenigen Wörtern, wo das fremde c wie ein gelindes F
lautet, ersetzet man es durch das s, um nicht zu einer falschen Aussprache
Anlaß zu geben: Sensal, Servellat-Wurst. Eben so ersetzt man das
ausländische c im Deutschen am besten nach einem geschärften Vocal
durch ein ss und nach einem gedehnten und zu Anfange einer Sylbe durch ein
ß: Curassao, Faße, Sauße, Franßois, Fasson.Ein Umstand
macht hier nur noch einige Schwierigkeit, nehmlich die Schreibart der
ursprünglich Griechischen und Hebräischen Wörter. Unsere
Verfahren, die diese Wörter nur aus dem Lateinischen kannten, schrieben
das -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - durchgehends mit einem c, weil sie es im Lateinischen so
geschrieben fanden. in den neuern Zeiten, da man anfing, mehr zu den
Grundsprachen selbst zurück zu gehen, hielt man es sich für eine
Schande, sie nach der alten Art zu schreiben, und that daher den Vorschlag,
ihnen ihr eigenthümliches K wieder zu geben, da wird diesen Buchstaben
einmahl haben. Der Vorschlag fand Beyfall, denn er ließ gelehrt. Man
schrieb also nicht mehr Cain, Catechismus u. s. f. sondern Kain, Katechismus,
Kadmus, Nikolaus, Katharina, Ktesiphon, katholisch, Katheder, Kritik, Kainan,
Kaiphas, Kallai, Kleophas, Korban, u. s. f. weil sie im Griechischen und
hebräischen ein -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - oder -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - haben.Allein es äußert sich doch dabey
der unangenehme Umstand, daß die Aussprache vieler solcher Wörter
durch die verderbte spätere Aussprache des alten Römischen c
verfälscht worden ist, so daß man dennoch nicht alle diese
Wörter mit ihren eigenthümlichen Buchstaben schreiben kann; welches
denn eine verdrießliche Ausnahm von der Regel macht. Wir müssen also
noch immer Centaur, Cerberu, Cepheus, Cimon, Cypern, Thucydides u. s. f.
ächten Römischen Art Kentaur, Kerberus u. s. f. sondern mit dem
spätern Zischlaute aussprechen. In diesen und andern ähnlichen
Wörtern auch eine Änderung der allgemeinen Aussprache vorschlagen,
stehet nur grammatischen Wagehälsen zu.III. Was endlich die Geschichte
diese Buchstabens betrifft, so ist solche freylich sonderbar. den Römern
vertrat er die Stell des Griechischen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , und sie sprachen ihn auch vor allen
Vocalen wie ein k aus. Das ist etwas bekanntes, und wer es noch nicht
weiß, kann es unter andern auch von dem ehrlichen Priscian lernen. Sie
schrieben Cicero, und sprachen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , denn so schrieben auch die Griechen diesen
berühmten Nahmen, welchen sie gewiß -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ausgedruckt haben würden,
wenn die Aussprache es erfordert hätte. Das Wort Caesar muß auch noch
lange -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gelautet haben, weil selbst das Deutsche Kaiser daraus entstanden ist.
Vielleicht wich schon die Römische Bauersprache in dem Laute des C ab,
doch das ist nur eine Muthmaßung; das aber ist gewiß, daß die
Aussprache dieses Buchstabens sehr verderbt wurde, als Italien von fremden
Nationen überschwemmt wurde, oder auch, als die Römische Sprache die
Hof- und gelehrteSprache so vieler fremden Völker, die nunmehr anfingen,
dem c vor dem ä, e, i, ö, ü, y, ihren Zischlaut
unterzuschieben.Die meisten Deutschen Sprachlehrer behaupten, das C sey kein
Deutscher Buchstab. Dieser Satz ist unrichtig, man mag ihn ansehen, von welcher
Seite man will. Die Deutschen haben gar keine eigenen Buchstaben, sondern sie
haben ihre Schrift den Lateinern zu verdanken. mit dem Römischen Alphabete
bekamen sie auch das C und zwar in dem uneingeschränktesten Gebrauche
desselben, so daß das K ihnen lange eben so unbekannt war, als den
Lateinern. In dem Salischen Gesetze, dem ältesten Deutschen Denkmahle,
findet sich keine Spur eines k. Die Angelsachsen gebrauchten statt desselben
beständig ein c. So schrieben sie Cersile, cernan, ceosan, Cinne, citelan,
und sprachen Kersille, Kerbel, kernan, buttern, kosan, kiesen, Kinne, Kinn,
kiteln, kitzeln u. s. f. Das Longobardische Alphabet kennet gleichfalls kein k.
Wie kann man denn sagen, das C sey kein Deutscher Buchstab, da es doch eher von
den Deutschen angenommen worden, als das K?Mit den nördlicher gelegenen
Völkern verhielt es sich anders. Da die Römer nicht bis zu ihnen
kamen, so waren sie auch weit länger ohne Schrift; denn was man ehedem von
dem hohen Alter der Runen vorgab, das hat bey einer genauern Untersuchung der
neuern Zeiten, eine große Einschränkung gelitten. Als nachmahls die
Normannen und Schweden so wohl durch ihre Land- als Seereisen mit dem
Griechischen Kaiserthum in Bekanntschaft kamen, so lerneten sie da den Gebrauch
des Griechischen Alphabetes, welches nachmahls unter ihnen den Nahmen und die
Gestalt der Runen bekam. Und daher rühret es, daß das c in den
nordischen Mundarten nie so häufig gebraucht worden, als das k. Aus dieser
Ursache wollen auch die heutigen Niedersachsen von keinem c etwas wissen, weil
ihre Mundart der nordischen näher kommt als der Oberdeutschen, ob sie es
gleich in dem ch nicht entbehren können.Was endlich die Oberdeutschen
betrifft, so ist es sehr glaublich, daß sie anfänglich eben so wenig
ein anderes k gehabt, als das c, dem sie in Ermangelung anderer Schriftzeichen
auch das Amt auftrugen, den ihnen eigenthümlichen Hauchlaut auszudrucken.
Kero, der älteste Alemannische Schriftsteller, gebraucht das c ohne
Unterschied für k, g, ch und z, denn er schreibt chamsan, kämpfen,
churen, kören, cechoroti, geköret, Crimm, Grimm, uuec, weg, Kanc,
Gang, Cot, Gott, leccan, legen, Honec, Honig, cernlih, gern, cuat, gut, euuic,
ewig, Cold, Gold, Scuala, Schule, scal, soll, Scrifti, Schrift, citi, Zeit,
Cello, Zelle. Es ist unbekannt, durch wen das Griechische -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - den Alemannen
bekannt geworden. Vielleicht ist es durch den Ulphilas geschehen, bey dem es
häufiger vorkommt, als das c. Kero hat es schon, aber noch sehr sparsam.
Ottfried, ein Franke, gebraucht es schon häufiger, obgleich das c sich bey
ihm noch hin und wieder in allen obigen Fällen findet. In diesen
Umständen blieb das, bis die Hochdeutsche Mundart sich zu bilden anfing,
in welcher es, so fern es den Laut eines k hat, immer mehr von einem Ansehen
verlor, bis es endlich in eigentlich Deutschen Wörtern nur auf einige sehr
wenige eingeschränkt wurde, aus deren Besitz man es auf einige sehr wenige
eingeschränkt wurde, aus deren Besitz man es auch schon mehrmahls zu
verdrängen gesucht hat. Ein mehreres
S. in meiner Orthographie, und hier in Ch und
Ck. [
1289-1290]