Die Brunst
, plur. die Brünste. 1. Der Zustand, da ein Körper von
der Flamme verzehret wird, in welcher Bedeutung dieses Wort nur im
Oberdeutschen üblich ist, besonders in den Fällen, wo im
Hochdeutschen Feuersbrunst gebraucht wird. Ther wihrouh brunsti, des brennenden
Weihrauches, Tat. Für Feuersbrunst kommt dieses Wort bey dem Opitz vor,
und im Oberdeutschen, wo es in dieser Bedeutung noch völlig üblich
ist, hat es im Plural auch die Brünsten. 2. Figürlich. 1) Hitze, auch
nur im Oberdeutschen. Der Herr wird dich schlagen mit Schwulst, Fieber, Hitz,
Brunst, Dürre u. s. f. 5 Mos. 28, 22. Prunst des Sumares, Kero.
Ich will bis daß die Hitze weicht, Und ihre Brunst uns
nicht erreicht, Mich zu dem Myrrhenberge lenden, Opitz. Ich bin schwarzbraun von
der Sonnen, Ihre Brunst hat das gethan, ebend.
Und an einem andern Orte sagt er von der Morgenröthe, du
bist der Brünste Mutter, wo Triller ohne Noth vermuthet, es müsse
heißen der Künste Mutter. 2) Eine heftige Leidenschaft, besonders der
Liebe, ohne Plural, und zwar so wohl von einer erlaubten und
pflichtmäßigen Liebe:
Die Seele,Die von nichts anders hingt Als ihres Schöpfers
Brunst, Opitz. Sieh daß ich dich, du höchstes Gut, In reiner Brunst
betrachte, Can. Brennt, ihr Lampen heiliger Brunst, Gryph.
S. Inbrunst; als auch, und zwar am schicklichsten von
dem heftigen sinnlichen Triebe zur fleischlichen Vermischung. Brunst leiden, 1
Cor. 7, 9. In der Brunst laufen, Es. 57, 5. Jer. 2, 22. Mit Brunst
entzündet seyn, Judith 12, 17. Die zügellose Liebe wird zur Brunst,
die den Menschen tief unter das Thier erniedriget, Gell. Am häufigsten
gebraucht man es noch im ge- [
1223-1224] meinen Leben, von
dem Triebe der Thiere zur Begattung, wofür bey den Jägern Brunst
üblich ist. Wenn Opitz dieses Wort Ein Mahl im Plural gebraucht:
Ihr laget nun beysammen Und hiengt den Brünsten nach,
so lässet sich das im Hochdeutschen nicht entschuldigen;
er müßte denn Liebeshändel darunter verstanden haben.
Übrigens fängt dieses Wort in der edlern Schreibart an zu veralten,
und ob es gleich noch zuweilen von den geistlichen Dichtern von der Liebe gegen
Gott gebraucht wird, so sollte man es doch, um der widrigen Zweydeutigkeit
willen, lieber ganz vermeiden.
S. auch Inbrunst.Anm. Dieses Wort stammet von brennen
her, so fern solches im Oberdeutschen im Imperf. ich brunn, und im Mittelworte
gebrunnen hat. Um die Häufung der Consonanten zu vermeiden hat man schon
von alten Zeiten her das eine n des Stammwortes weggelassen, so wie solches
auch in Kunst, Gunst, Gewinst und a. m. geschehen ist. [
1225-1226]