Brennen
, verb. irreg. ich brenne, du brennest, oder brennst, er
brennet, oder brennt; Imperf. ich brannte; Mittelwort gebrannt; Imperat. brenn
oder brenne. Es ist:I. Ein Neutrum mit haben, und wird gebraucht,1. Von dem
Feuer, vermittelst einer Flamme leuchten und Hitze verursachen, und zwar,1)
Eigentlich. So wohl von dem bloßen Zustande des Brennens und des dadurch
verursachten Leuchtens, ohne Rücksicht auf die damit verbundene Wirkung
der Hitze. Das Feuer brennet, gibt Flammen von sich. Das Feuer will nicht
brennen. Als auch in Rücksicht auf die Hitze und die dadurch verursachte
Empfindung. Das Feuer brennt, erweckt eine schmerzhafte Empfindung auf der
Haut. Eine brennende Hitze.2) Figürlich. (a) In Ansehung des Lichtes, des
Glanzes. Eine brennende rothe Farbe, welche gleichsam zu brennen scheinet. In
seinen Augen brannte Ungeduld und Liebe. Brennende Augen, blitzende, strahlende
Augen, dergleichen auch die Augen eines Zornigen zu seyn pflegen.
Die Augen brannten mir, das Herze ward mir kalt, Hofmansw.
(b) In Ansehung der Empfindung, von verschiedenen
körperlichen Dingen, welche eine Empfindung verursachen, die dem Brennen
ähnlich ist. So sagt man von der Nessel, daß sie brenne,
S. Brennessel. Ein brennender Durst. Ein brennender
Schmerz, ein brennendes Jucken. Der Pfeffer brennt auf der Zunge. O möcht'
ich ihn nie verlieren, diesen einzigen Balsam für meine brennende (heftig
schmerzende) Wunde! von Brawe.Wenn es in dieser Bedeutung die vierte Endung der
Person, bey sich hat, so wird es ein Activum.2. Von den Körpern, welche
dem Feuer zur Nahrung dienen. 1) Eigentlich. (a) Brennbar seyn. Steine brennen
nicht, wohl aber Holz. Ingleichen, Feuer fangen. Das Licht, das Holz will nicht
brennen. Nasses Holz brennt nicht leicht. (b) Von einem Flammenfeuer verzehret
werden, einem Flammenfeuer zur Nahrung dienen. Das Holz, das Licht brennt. Das
Haus brennt. Die ganze Stadt brannte. Der Busch brennt mit Feuer, 2 Mos. 3, 2,
ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Er läuft, als wenn ihm der Kopf
brennete, ist niedrig. Auch in weiterer Bedeutung gebraucht man dieses Wort
zuweilen von einem bloß glimmenden Feuer. Die Kohlen brennen. Brennende
Kohlen, glühende.2) Figürlich. (a) Eine große Hitze haben oder
von sich geben. Brennender Sand. Die Sonne brennet heute sehr heftig. Siedendes
Wasser brennt auch. Ihm brennt die Stelle unter den Füßen, er
äußert eine höchst ungeduldige Eilfertigkeit. (b) Besonders im
sittlichen Verstande, eine heftige Leidenschaft empfinden, da denn die
Leidenschaft das Vorwort vor bekommt, welches alsdann die dritte Endung
erfordert. Vor Liebe, vor Verlangen, vor Zorn, vor Eifer, vor Begierde, vor
Ungeduld brenne. Er brannte vor Verlangen sein Schicksal zu wissen. Ich brenne
vor Scham, dir mein ganzes Verbrechen zu entdecken, Dusch. Zuweilen findet man
auch das Vorwort von. Schon brennet meine Seele von einem heißen Durste
darnach, Weiße. Aber in andern Fällen macht es einen merklichen
Übelklang.
Umsonst beschreibest du den Trieb von dem er brennet,
Schleg. Ein edles Herz kann nur von edlen Flammen brennen, Chron.
Die biblischen Ausdrücke, mein Eifer, mein Zorn brennet,
sind im Hochdeutschen noch ungewöhnlicher, ob man gleich mit dem
Mittelworte sehr wohl sagen kann, ein brennender Eifer, ein brennendes
Verlangen, eine brennende Liebe u. s. f. Was entzündete in dem Römer
den brennenden Eifer, für sein Vaterland zu fechten und zu sterben?Oft
wird auch das Verbum mit Auslassung der Präposition und ihres Casus allein
gesetzt, und da bedeutet es, vor Liebe, vor Verlangen brennen. Er brennt, den
Mann von Antlitz zu kennen, Less.
Ach genade kiuniginneIn sender not ich brinne Nach iuch in
aller stund, Herzog Johann v. Brabant.
Wenn der persönliche Gegenstand ausgedruckt werden soll,
so bekommt derselbe das Vorwort für. Für jemanden brennen, vor Liebe
zu ihm. Drey Jahre brenn' ich nun für dich.
So hab' ich lange schon für sie allein gebrannt,
Cron. Für dich brannt' er allein, wie sollt' er für mich brennen?
Weiße. Die Wahrheit; sollten sie nur alle Geister kennen! Es würden
bald für sie auch alle Geister brennen, Kästn.
Von andern Leidenschaften, als der Liebe und höchstens
dem Verlangen, ist diese Wortfügung nicht üblich; noch weniger aber
die mit dem Vorworte auf, die sich Ein Mahl bey dem Opitz findet:
Der Juden Volk, das zornig auf ihn brennet.
II. Als ein Reciprocum. Sich brennen, sich an oder mit etwas
brennen, sich am Feuer oder mit einem heißen Körper beschädigen.
Das Rind hat sich am Feuer gebrannt. Er hat sich mit heißem Wasser
gebrannt.
S. auch Verbrennen. Sich [
1183-1184] rein brennen, sich weiß brennen, figürlich, sich zu
rechtfertigen, sich als unschuldig darzustellen suchen.III. Als ein Activum. 1.
Vermittelst das Brennens beschädigen; so wohl von dem Feuer, als von
brennenden und andern ähnlichen Körpern. Das Licht brannte mich an
die Finger. Die Sonne brennet mich auf den Kopf. Der Sand brannte unsere
Sohlen, und die Sonne die Scheitel, Geßn. Ich bin von der Nessel gebrannt
worden. Ein gebranntes Kind scheutet das Feuer. Er ist von der Sonne ganz
schwarz gebrannt worden. Auch von den Empfindungen des Gemüthes, von einer
heftigen Unruhe, großen Angst. Meiner Mutter Thränen brannten mich
schmerzlicher als deine Schläge, Weiße. Es brennt ihn auf der Seele,
die Ungeduld auszudrucken, welche man empfindet, wenn man gerne ein
Geheimniß offenbaren möchte. Hierher gehöret vermuthlich auch
der nur im gemeinen Leben übliche Ausdruck, einem alles gebrannte
Herzeleid anthun, d. i. alles brennende, empfindliche Herzeleid. Daß das
Mittelwort der vergangenen Zeit sehr oft für das Mittelwort der
gegenwärtigen gebraucht werde, ist schon bey dem Worte Bediente angemerket
worden.2. Durch das Feuer verzehren lassen. Sengen und Brennen, im gemeinen
Leben, mit Feuer verwüsten. Besonders, um sich Licht Wärme zu
verschaffen. Licht, Öhl brennen. In vornehmen Häusern brennet man
nichts als Wachslichter. Holz, Steinkohlen, Torf brennen. In Holland brennet
man kein Holz, sondern Torf.3. Vermittelst des Feuers hervor bringen, bey
verschiedenen Handwerkern und Lebensarten. Holz zu Kohlen, zu Asche brennen.
Steine, Metalle zu Kalk brennen. Kohlen brennen, das Holz bis auf den Grad
durchbrennen, den es haben muß, wenn es zu Kohlen werden soll; in
Niedersachsen Kohlen schwälen, weil solches nur vermittelst eines
glimmenden Feuers geschiehet. Kalk brennen. Pech, Theer brennen, fettes Holz
durch das Feuer zwingen seinen Theer herzugeben. Potasche brennen. Branntwein
brennen, destilliren. Gebrannte, abgezogene, destillirte, Wasser. Messing
brennen, ihn vermittelst des Feuers aus Kupfer und Gallmey hervor bringen.
Stahl brennen, geschmelztes Eisen bey einem starken Feuer nochmals schmelzen,
und so lange im Feuer lassen, bis alle Schlacken zerstreuet worden, und nur
allein die Stahlmasse zurück bleibt.4. Durch das Feuer reinigen, oder auf
eine andere Art zubereiten. Silber brennen. Das Silber fein, oder rein brennen,
es, wenn es von dem Treibeherde kommt, im Feuer reinigen, bis es 15 Loth und 3
Quentchen fein wird.
S. Brandsilber. Einen Kost brennen, im Bergbaue, die in
den Erzen befindlichen Unreinigkeiten durch das Feuer verjagen oder verzehren
lassen. Ziegel, Töpfe, Pfeifen brennen, ihnen im Feuer die gehörige
Festigkeit geben. Gebrannte Steine. Die Pfanne brennen, in den Salzwerken, den
Schöpp in der Pfanne mit Stroh los brennen, welches auch steinigen genannt
wird. Leder brennen, bey den Schultern, das Leder mit Wachs, Salz und
Kienruß einschmieren, und es über dem Feuer einziehen lassen, bis die
Schäfte schwarz werden. Gebrannte Stiefeln, die aus solchen Leder
verfertiget worden. Bey den Glasern bedeutet brennen so viel als löschen.
Auch am Feuer rösten. Mehl brennen, gebranntes Mehl, in den Küchen.
Kaffe brennen. Gebrannter Käse, figürlich, alter Käse, der mit
Wasser oder Wein eingesprenget, und in Kohlblätter eingewickelt wird, bis
er weicher wird. 5. Mit einem glühenden Eisen zeichnen. Die Schweine
brennen. Ein Gefäß brennen.Anm. 1. Dieses Wort führet den
Begriff einer hellen Flamme bey sich, im Gegensatze des Glimmens und
Schmauchens, ob es gleich in manchen Fällen auch von einer jeden Art des
Feuers gebraucht wird. Mit dem Brennen in der dritten und vierten thätigen
Bedeutung ist zugleich eine Zerstreuung oder Vernichtung gewisser
überflüssigen oder schädlichen Theile verbunden, wodurch es sich
von dem Schmelzen und andern Feuerarbeiten unterscheidet. In andern Fällen
gebraucht man für brennen auch die Verba rösten und backen.Anm. 2.
Unser heutiges brennen, lautet im Nieders. gleichfalls brennen, bey dem
Ottfreid und Notker brennan, im Angels. bren, im Schwed. brena, im Dän.
brände, im Isländ. brenne, bey dem Ulphilas brinnen, im Ital.
brucciare und brugiare, im Französ. bruler. Das Lateinische pruna und
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , gehören gleichfalls hierher. Es ist ohne Zweifel aus einer sehr
gewöhnlichen Versetzung des x aus dem noch ältern börnen,
bernen, für brennen, entstanden, welches schon in dem Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - befindlich
ist, und im Angels. bernan, byrnan, im Holländ. barnen, im Engl. burn, und
in eigenen Niedersächsischen Gegenden noch jetzt bernen lautet.
S. Bernstein. Das Stammwort ist vermuthlich -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Feuer.
Daß auch die Lateiner für urere anfänglich burere gesagt haben
müssen, erhellet aus den Zusammensetzung amburere, comburere.Anm. 3. Die
Alten haben das Neutrum von dem Activo in der Conjugation sehr genau
unterschieden. Das Neutrum lautet bey dem Ottfried, Notker und andern alten
Schriftstellern brinnan, bey dem Ulphilas brinna, im Schwed. brinna; das
Activum hingegen brennan, bey dem Ulphilas branjan, im Schwed. braenna. Die
heutigen Oberdeutschen beobachten diesen Unterschied, wenn sie sich nicht nach
der Hochdeutschen Mundart bilden, noch vollkommen. Das Neutrum heißt noch
bey ihnen ich brinne oder prinne, Imperf. ich brann oder brunn, Mittelwort
gebrunnen, Infinitivus brinnen; und das Activum brennen oder prennen. Vvio thaz
herza brann in in, Ottfried. In ferbrinno, Notker.
Denn die stub yetz brunnen ist, Theuerd. Kap. 74.
für hat gebrannt. Als ob sie brunne, für brannte,
Bluntschli. Das Haus verbranne, eben derselbe. An einem andern Orte aber sagt
er, es wurde verbrennet, weil hier das Activum, dort aber das Neutrum stehet.
Die Hochdeutschen haben diesen Unterschied abkommen lassen. Indessen wäre
es sehr nützlich, wenn man ihn, wenigstens so viel die Conjugation
betrifft, wieder einführete, und das Activum regulär abwandelte, die
irreguläre Conjungation oder bloß dem Neutro vorbehielte.
S. Brand und Brunst. Ehedem bedeutete dieses Wort auch
überhaupt beschädigen. Der stein einer im bed sporradern prennt,
einer der Steine verwundete ihm beyde Sporadern, im Theuerd. Kap. 49.
S. auch Brandung. [
1185-1186]