Die Bosheit
, richtiger Boßheit, plur. die -en. 1. Eigentlich, die
Neigung und Fertigkeit Böses zu thun, und böse zu werden; ohne
Plural. Besonders. 1) Der Zustand eines heftigen mit Rachgier verbundenen
Zornes, im gemeinen Leben. Etwas in der Bosheit thun. Das Kind ist in einer
heftigen Bosheit. Er gerieth in eine außerordentliche Bosheit. Einige
gemeine Mundarten, z. B. die Schlesische, gebrauchen dafür das zusammen
gezogene Bost. 2) Die lasterhafte Fertigkeit, Böses, besonders andern
Schaden zu thun, auch ohne gegebene Veranlassung und aus bloßer
kaltblütiger Neigung zum Bösen. Die Bosheit dieses Menschen ist
groß. Er besitzt viele Bosheit. 3) Die Fertigkeit, dem göttlichen
Gesetze mit Wissen und Vorsatze zuwider zu handeln, in welcher Bedeutung es in
der Deutschen Bibel sehr häufig ist. 2. Figürlich, eine boßhafte
Handlung, Verbrechen, Laster, die man mit Wissen und Willen begehet, ein
Schaden, welchem man jemanden ohne gegebene Veranlassung zufüget, in
welcher Bedeutung es auch im Plural üblich ist. Eine Bosheit begehen. Sich
vieler Bosheiten schuldig machen. Er ist auf eine jede Bosheit abgerichtet. Auf
eine Bosheit gerathen.Anm. Ottfried gebraucht Bosa für Zorn, Rachgier.
Aber eben derselbe hat, so wie Notker, schon Bosheiti im Plural für
malitias. Bey dem letztern findet sich auch Posheit für vanitas. Das Hebr.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kommt, wenigstens in dem Klange und in der Bedeutung, mit dem Deutschen
überein. Boshaft und Bosheit stammen nicht unmittelbar von böse ab,
sondern von dem veralteten boßen, welches noch in erboßen üblich
ist, daher sie richtiger mit einem ß geschrieben werden, boßhaft und
Boßheit. Das einfache boßen, einen mit Rachgier verbundenen Zorn
auslassen, wird noch hin und wieder im gemeinen Leben gehöret.
S. Erboßen. [
1135-1136]