Der Bock
, des -es, plur. die Böcke, überhaupt ein jedes
Gerüst oder Gestell etwas zu tragen. Besonders, 1) ein Gestell, welches
aus einem geraden Stücke mit Füßen bestehet, etwas darauf zu
legen, oder darauf zu stellen. Dahin gehören die Rüstböcke der
Mäurer und Zimmerleute; die Kreuzgestelle der Holzhacker, das Holz darauf
zu sägen, die Böcke, oder den Holzböcke; die Brandböcke,
Feuerböcke oder Brandröste, auf den Herden und in den Öfen, das
Holz darauf zu legen, welche auch nur schlechthin Böcke genannt werden;
die Böcke in dem Bergbaue, welche die Feldkünste, besonders aber den
Steg derselben tragen, und zwey in die Erde gegrabene Hölzer sind, die
oben mit einem Holme oder Querholze zusammen gehalten werden; der Bock in den
Schmelzhütten, welches ein Stück Holz mit einem hölzernen Kreuze
ist, den Räder oder das Sieb zu tragen, durch welches das grobe Erz von
dem feinen abgesondert wird; der Sitz des Kutschers hinter den Pferden; das
Böckchen in den Brennhüt- [
1101-1102] ten, oder
das Gestell, das Brandsilber darauf abzuwärmen; das hölzerne Gestell
der Kammmacher, den zugehauenen Kamm darauf mit dem Bockmesser zu beschaben,
der Bock oder Schabebock; das Gestell einer Kornsense, der Bock, das Bockzeug,
das Hakenzeug, wegen der daran befindlichen gekrümmten Haken u. s. f. 2)
Ein Hebezeug, Kanonen oder andere Lasten bequem in die Höhe zu bringen.
Weil man irrig geglaubt, der Nahme dieses Werkzeuges komme von Bock, hircus,
her, so haben einige dasselbe auch eine Geiß, und im Latein. Capra
genannt. 3) Hierher gehöret vielleicht auch die im gemeinen Leben
übliche Redensart, einem den Bock stehen, sich auf die Hände nieder
legen, damit der andere bey dem Aufsteigen auf das Pferd auf den Rücken
treten könne; eine Behandlung, welche ehedem einen hohen Grad der
Beschimpfung ausmachte. Indessen lässet sich dieser Gebrauch auch
füglich aus der folgenden Bedeutung des Biegens oder Bückens
erklären.Anm. Alle unsere und auswärtige Wortforscher sehen diese und
die folgenden Bedeutungen als einen figürlichen Gebrauch von Bock, hircus,
an. Allein wenn es jemahls nothwendig ist, für verschiedene Bedeutungen
eines Wortes verschiedene Stammwörter anzunehmen, so ist es gewiß bey
dem Worte Bock. So fern es ein Gestell zum Tragen bezeichnet, soll es diesen
Gebrauch einer Ähnlichkeit in der äußern Gestalt zu danken
haben. Denn, sagt man, ein Ziegenbock hat vier Beine, ein Tragebock
gemeiniglich auch. Welche Ähnlichkeit! Man könnte fragen warum man
denn ein solches Gerüst nicht lieber eine Kuh, ein Pferd, oder ein Schwein
genannt, wenn der Umstand der Füße allein der Grund der Benennung
ist. Genug, unsere Vorfahren waren nicht witzig genug, sich von solchen
schwankenden und unbestimmten Ähnlichkeiten in Benennung der Dinge leiten
zu lassen. Man muß also für diesen und die folgenden Arten des
Gebrauches andere Quelken aufsuchen. Daß Bak ehedem irgend wo müsse
tragen bedeutet haben, erhellet aus dem Lateine der mittlern Zeiten, wo Bacca,
Baccaulum, Bacculus und Bacapulus eine Bahre, Baculona eine Sänfte, und
Bajulus einen Träger bedeuten. Die Vertauschung des c mit dem j
gehöret eben so wohl den Mundarten zu, als die Veränderung des a in
o. Indessen ist nicht zu läugnen, daß von dieser Bedeutung im
Deutschen nur sehr wenige Spuren vorkommen. Man könnte das heutige
Nieders. Bak, der Rücken, und das Hochdeutsche Buckel hierher rechnen,
weil dieser Theil des Leibes am häufigsten zum Tragen gebraucht wird, wenn
es nicht wahrscheinlicher wäre, daß er den Nahmen entweder von
biegen, oder von Bak, Buk habe, so fern solches eine Erhöhung bedeutet.
Indessen stehet es noch dahin, ob nicht diese Bedeutung einer Erhöhung,
oder die folgende eines Balkens, bey der Bedeutung eines Tragebockes mit in
Anschlag kommen könne.3. [
1103-1104]