Die Blume
, plur. die -n, Diminutivum das Blümchen, im Oberdeutschen
Blümlein. 1. Eigentlich, die zur Erzeugung neuer Pflanzen nöthigen
Theile der Befruchtung, nach ihrer ersten Entwickelung. In dieser weitesten
Bedeutung kommt diese Wort nur bey den Schriftstellern des Naturreiches vor. Im
gemeinen Leben pfleget man diese Theile nur bey den Pflanzen mit dem Nahmen der
Blumen zu belegen, da man von den Bäumen und Sträuchen das Wort
Blüthe gebraucht. In noch engerer Bedeutung führen nur diejenigen
Blüthen der Pflanzen und einiger Sträuche den Nahmen der Blumen,
welche man um ihrer angenehmen Farbe oder um ihres Geruches willen
schätzet. In dieser Bedeutung heißen die Blüthen der Rosen,
Nelken, Tulpen, Aurikeln, Lilien u. s. f. Blumen.
S. Blüthe. Blumenpflücken. Blumen sammeln. Ich
will sein Grab mit Blumen bestreuen.2. Figürlich. 1) Diejenigen Pflanzen
selbst, welche vornehmlich um ihrer Blumen wegen geschätzet werden. So
begreift man im gemeinen Leben, die Nelkenpflanzen, die Tulpenpflanzen u. s. f.
unter dem allgemeinen Nahmen der Blumen. das Feld ist mit den schönsten
Blumen bewachsen. 2) Das feinste und beste von einer Sache, in einigen
besonderen Fällen. So nennt man in der Scheidekunst, die feinsten
flüchtigsten Theile der Körper, welche in der Sublimation von den
gröbern geschieden werden, im Plural. [
1085-1086] Blumen, flores. 3) Das Nierenfett in den Thieren, und das Schmalzfett
bey dem Geflügel wird im gemeinen Leben gleichfalls die Blume, oder im
Plural Blumen genannt, entweder nach eben der Figur, nach welcher die
Scheidekünstler dieses Wort gebrauchen, oder auch von einem eigenen noch
unbekannten Stammworte. Denn im Nieders. heißt dieses Fett Flomen, dagegen
eine Blume in eben dieser Mundart Blome lautet. 4) Die monathliche Reinigung
des andern Geschlechtes wird von einigen gleichfalls die Blume, oder auch im
Plural Blumen genannt; eine Bedeutung, welche vielleicht noch ein
Überbleibsel der ersten allgemeinsten Gebrauches des Wortes blühen
ist. 5) Bey den Färbern ist die Blume der schöne blaue Schaum,
welchen der Indigo im Aufwallen in der Küpe macht. 6) In den
Hüttenwerken sind die Blumen Blasen, welche sich auf den Blick des Silbers
setzen, wenn es bald abgetrieben ist. das Silber geht in Blumen, es wird bald
blicken. 7) Ein weißer Fleck auf der Stirn des Rindviehes und der Pferde,
eine Blässe, heißt im gemeinen Leben gleichfalls eine Blume. Bey den
Jägern führet die Spitze des Schwanzes an den Füchsen
gleichfalls diesen Nahmen. Füchse die eine weiße Blume haben,
heißen Birkfüchse, die mit einer schwarzen Blume aber
Brandfüchse. 8) Bey dem Rothwildbret wird der ganze Schwanz von den
Jägern die Blume, bey den Hafen aber das Blümchen genannt. 9) Die
Blume an einem Geschwüre, ist dessen Kopf, oder der erhabene
weißliche Fleck, wo es sich gemeiniglich zu öffnen pflegt.Anm. Blume
lautet bey dem Übersetzer Isidors Blomo, bey dem Ottfried, Notker und
Willeram Bluomo und Bluoma, bey dem Ulphilas Bloma, im Isländ. Bloma, im
Schwed. Blomma, im Holländ. Bloeme, im Nieders. Blome. Einige Mundarten
haben noch ein s in der Mitte, wie das Latein. Flos, das alte Oberdeutsche
Blast und Blust, das Angels. Blosma, Blosm, Blosan, das Engl. Blossom und das
Dän. Blomster. Beyde Mundarten stammen au verwandten Quellen her, welches
die Verba blühen und blasen, leuchten, scheinen, sind.
S. Blühen. Notker und einige Dichter unter den
Schwäbischen Kaisern gebrauchen dieses Wort auch im männlichen
Geschlechte, der Blume. In der Blume des Lebens, für in der Blüthe,
wie Klopstock Ein Mahl sagt, ist wider den Sprachgebrauch. [
1087-1088]