Blühen
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben zu sich
nimmt, einen Schein von sich geben, mit einem lebhaften Scheine sichtbar
werden.1. In der weitesten Bedeutung, in welcher man nur noch im gemeinen Leben
sagt, eine Person blühe wie eine Rose, wenn sie eine lebhafte, muntere
Gesichtsfarbe hat. Auf ähnliche Art sang unter den Schwäbischen
Kaisern Herzog Johann von Brabant:Swenne si wellent lachen us bluenden
muindelin rot. Und ein andere Schwäbischer Dichter lobt an einem Orte die
Blühende Zucht, d. i. die Schamröthe. Figürlich nennt man auch
eine lebhafte, fruchtbare Einbildungskraft, eine blühende
Einbildungskraft. Ehedem war dieses Wort in mehrern Fällen üblich.
Wenn aber der Ausgang blühet in der Haut, und bedecket die ganze Haut, 3
Mos. 13, 12, ausbricht, zum Vorscheine kommt.2. In engerer Bedeutung, welche
heut zu Tage zugleich die übliche ist, ist diese Zeitwort dem
Pflanzenreiche eigen, und bedeutet, die zur Erzeugung neuer Pflanzen
nöthigen Theile der Befruchtung entwickeln und sichtbar machen, weil die
dazu gehörigen Blätter gemeiniglich allerley lebhafte, angenehme
Farben haben. 1) Eigentlich. Die Bäume blühen. Wenn das Korn
blühen wird. Die Nelken, die Rosen haben noch nicht geblühet. Von dem
Blühen des Hopfens ist in einigen Gegenden schöpfen üblich.
S. dieses Wort. 2) Figürlich. (a) Das Wasser
blühet, wenn sich bey der Sommerwärme ein grünlicher Schlamm auf
die Oberfläche still stehender Wasser ansetzet. (b) In den
Schmelzhütten blühet das Kupfer, wenn es im Erkalten kleine
Bläschen bekommt, welches ein Zeichen seiner Reinigkeit ist. (c) Sich in
einem Zustande befinden, von dem man Gutes hoffen kann, in der höhern
Schreibart. So wohl von dem Lebensalter des Menschen. Das blühende Alter,
die Jugend. Er istnicht mehr der blühende Jüngling, den die
Gesundheit, die Freude und Lebhaftigkeit überall zu begleiten schienen,
von Brawe.
Ein junger, blühender und ehrbegieriger Mann,
Weiße.
Als auch von dem Glück. Jetzt blühet sein
Glück, jetzt hat er Gelegenheit sein Glück zu machen. Wer weiß,
wo noch mein Glück blühet? (d) Überhaupt, sich im Wohlstande, in
den besten Umständen befinden. Die Wissenschaften blühen. Das Land
ist glücklich, in welchem die Künste blühen.
Nur in süßer Einsamkeit Blühet die
Zufriedenheit, Weiße. Jeder Segen, der mir blüht, Blüht mir
schöner und gedoppelt, wenn ein Böser ihn nicht sieht, Haged.
Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried bluen, blyen, bey
dem Notker pluon, bey dem Willeram bluoien und bluouuen, im Nieders. bleuen,
bloien, blöggen, im Holl. bloyen, im Angels. blowan, im Engl. to blow. Um
die Abstammung dieses Wortes haben sich die Sprachforscher wenig
bekümmert. Indessen ist kein Zweifel, daß es nicht zu der großen
Familie derjenigen Wörter gehören sollte, welche zu laen, luhen,
lugen, Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gehören, und insgesammt den Begriff des Scheinens oder
Sichtbar werdens haben, zuweilen aber auch active für sehen gebraucht
werden.
S. auch Glühen. Bluette bedeutet noch jetzt im
Französischen einen Funken. Man kann daher blühen, als das Stammwort
ansehen, wovon so wohl blecken und blicken, als auch blöden und bluten
bloß Intensiva oder Iterativa sind.
S. diese Wörter. Was dieses bestätiget, ist
daß im Oberdeutschen auch Blast und Blust für Blüthe üblich
sind, welche Wörter von Blüthe bloß der Mundart nach verschieden
sind.
S. Antlitz, Blitz und Lassen. Das B ist hier wieder die
Partikel be, welche vor den Mitlautern ihr e so gerne wegwirft. Indessen ist
dieses b doch schon sehr alt, indem es schon in dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , pullulare,
befindlich ist. Im Schwedischen bedeutet blia, active, sehen. Die
Blühezeit, die Zeit da die Bäume blühen, ist nur im
Oberdeutschen üblich. Im Hochdeutschen sagt man dafür die
Blüthzeit, oder Blüthe. [
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