Bitten
, verb, irreg. act. Imperf. ich bath, Mittelwort gebethen,
Imperat. bitte. 1) Die Erweisung eines Guten als eine Wohlthat oder
Gefälligkeit von jemanden verlangen. Einen bitten. Einen um etwas bitten,
und etwas von einem bitten. Fußfällig, demüthig bitten. Er bath
ihn mit vielen Thränen. Für jemanden bitten. Um Gnade, um Vergebung,
um Verzeihung bitten. Der Feind mußte um Friede bitten. Die vierte Endung
der Sache zu setzen, wenn die Person nicht ausgedruckt wird, ist
ungewöhnlich; doch höret man zuweilen: bitten sie alles in der Welt,
nur das nicht, für um alles. In der R. A. eins bitte ich dich, sind so gar
zwey Accusativi üblich, welches außer dem nicht nachgeahmet werden
darf. Bey einem um etwas bitten, ich wohl nur in Obersachsen einheimisch. Herr
Damon wird es schon vermitteln, daß Herr Simon bey dir um Vergebung bitte,
Gell. Aber, zu Gott bitten, wie sich bey einigen Dichtern findet, kommt sonst
nur in der Deutschen Bibel vor. Dafür ist schon gebethen, im gemeinen
Leben, das wird gewiß nicht geschehen, es ist schon veranstaltet worden,
daß es nicht geschehe. O dafür ist gebethen, daß man mirs
weiß macht, Less. + Jemanden hinter Gott und vor Gott bitten, für
sehr bitten, gehöret in die niedrigste Sprechart. 2) In engerer Bedeutung,
Gott um etwas bitten, absolute, welcher Bedeutung dieses Wort aber nur in der
Bibel und der biblischen Schreibart üblich ist. Doch sagt man auch im
gemeinen Leben: für jemanden bitten lassen, in der Kirche. 3) Einladen.
Jemanden zu Gaste, zur Hochzeit, zur Leiche, zur Kindtaufe bitten, ihn bitten,
diesen Feyerlichkeiten beyzuwohnen. Einen zum Essen bitten. Ich bin nicht
gebethen, nicht eingeladen. Ich habe ihn auf eine Tasse Thee, auf ein Glas Wein
zu mir gebethen.Anm. Statt des Substantives Bittung ist Bitte eingeführet.
Dieses Verbum lautet bey dem Kero pitten, bey dem Isidor bitdan, bey dem
Ottfried bittan, bey dem Ulphilas bidjan, im Angels. biddan, im Nieders.
bidden, im Schwed. bedja. Es ist ein Iterativum oder Intensivum, vermuthlich
von bethen, so fern solches ehedem in weiterer Bedeutung überhaupt wollen,
verlangen, bedeutet haben mag. Von diesem einfachen Zeitworte hat bitten noch
die jüngst vergangene Zeit ich bath, und das Mittelwort gebethen
beybehalten, obgleich nach einer verschiedenen Conjugation, die von einer
verschiedenen Mundart herrühren kann. In einigen Oberdeutschen Mundarten
wird es indessen regulär abgewandelt; ich bittete, ich habe gebittet. Das
Hauptwort der Bitter, ist nur in den Zusammensetzungen Hochzeitbitter,
Leichenbitter u. s. f. üblich. [
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