Bis
, ein Bestimmungswörtchen, welches einen terminum ad quem
bezeichnet, und in einer doppelten Gestalt üblich ist.I. Als ein
Umstandswort, welche Gestalt es alsdann hat, wenn der terminus ad quem durch
ein einziges Wort, welches entweder ein Haupt- oder auch ein anderes
Umstandswort seyn kann, ausgedruckt wird; in welchem erstern Falle es gewissen
Präpositionen vorgesetzet wird, und1. So wohl den Ort bezeichnet, wie weit
sich eine Bewegung erstrecket oder erstrecken soll, mit den Vorwörtern an,
auf, nach, über, zu, u. s. f. Er stand bis an den Hals im Wasser. Das
Wasser gehet mir bis an die Kehle. Komm mit mir, bis an das Thor; Erstieg bis
auf die oberste Spitze. Bis zu mir.Bis nach Rom reisen. Den Feind bis über
das Gebirge verfolgen, besser über das Gebirge, ohne bis. Ingleichen mit
einigen Umstandswörtern, ohne Präpositionen. Bis hierher, bis an
diesen Ort. Bis dahin. Bis wohin soll ich gehen? Bis wie weit wolltest du
laufen?Wenn das Ziel der Bewegung der Nahme eines Landes, einer Stadt, eines
Schlosses oder Dorfes ist, so kann das Vorwort nach im gemeinen Leben auch
wegbleiben. Er ist nur bis Frankreich gekommen. Ich reise nur bis England. Komm
mit mir bis Leipzig. Man verfolgte ihn bis Berlin. Vor andern
eigenthümlichen Nahmen aber lässet sich solches nicht thun.2. Als
auch die Zeit, wie weit sich eine Handlung erstrecket, oder erstrecken soll,
mit den Präpositionen an, auf, um, gegen u. s. f. Er schlief bis an den
Mittag. Wir spielten bis gegen Abend. Ich wachte bis um Mitternacht. Ich
träumete bis gegen den Morgen. Bis auf diese Stunde habe ich es noch nicht
erfahren können. Bis auf weitern Befehl. Der Kranke hat bis um, oder bis
gegen sechs Uhr geschlafen. Ingleichen mit einigen Umstandswörtern ohne
Präpositionen. Bis heute, bis gestern. Warte nur bis morgen. Bis hierher
(bis auf diese Zeit) hat der Herr geholfen.Vor einigen nahmen der Feste kann
das Vorwort gleichfalls weggelassen werden, weil sie als eigenthümliche
nahmen betrachtet werden. Bis Neujahr, bis Pfingsten, bis Ostern, bis Michael
u. s. f.3. Ingleichen die Intension, oder der Grad der Stärke der
Handlung, gleichfalls mit einigen Präpositionen. Er ist bis auf dem Tod
krank, tödtlich krank, sehr krank. Er ist krank bis zum Sterben. Eine
Kaltsinnigkeit, die bis zum Abscheue geht. Sie war davon bis zur Bezauberung
entzückt.4. Endlich auch eine ungefähre Zahl, die man nicht genau
bezeichnen will, oder kann. Das kostet mir schon funfzig bis sechzig Thaler. Es
sind siebzig bis achtzig Käufer abgebrannt. Es sind etwa zehn bis elf
Wochen, zehn oder elf Wochen.II. Als ein Bindewort, in welcher Gestalt es seine
Bedeutung in nichts ändert, sondern sich nur alsdann den Nahmen eines
Bindewortes erwirbet, wenn das Ziel einer Zeit durch ein Verbum oder einen
ganzen Satz ausgedruckt wird, in welchem Falle es zugleich diesen Saß mit
dem vorigen verbindet, und sein Verbum bis an das Ende der Rede wirft. Warte,
bis ich komme. Verspare es so lange, bis sein Zorn vorbey ist. Er war so lange
gesund, bis er hierher kam.Das Bindewörtchen daß dem bis noch
zuzugesellen, ist im Hochdeutschen falt völlig veraltet, obgleich diese
Wortfügung noch häufig in der Deutschen Bibel vorkommt. So will ich
nicht inne halten, bis daß ihre Gerechtigkeit aufgehe, Es. 62, 1; ich will
nicht ehe inne halten, als bis ihre Gerechtigkeit aufgegangen ist. Und ihr von
ihm nicht schweiget, bis daß Jerusalem gefertiget und gesetzt werde u. s.
f. B. 7. Und will das Schwert hinter sie schicken, bis daß es aus mit
ihnen sey, Jer. 9, 16.Wenn in dem Vordersatze ein Comparativ befindlich ist, so
kann das als vor dem bis, der gewöhnliche Begleiter der Comparative, auch
wegbleiben. Laßt ihn nichts ehe merken, als bis ich, oder bis ich mit dir
geredet habe. Lottchen will mir nichts eher sagen, bis Herr Damis wieder kommt,
Gell.Aber wenn der Vordersatz eine Verneinung enthält, auch dem bis eine
Verneinung an die Seite zu setzen, wie einige, besonders Obersächsische
Schriftsteller zu thun pflegen, ist ohne Zweifel ein Mißbrauch. Es reget
keines eher einen Fuß, bis nicht der Knittel hinter drein ist. Er wird
sich ohne dieß nicht zur Ehe entschließen, bis er nicht eine
hinlängliche Versorgung hat, Gell. [
1029-1030] Anm. Die
älteste Gestalt dieser Partikel ist unz, bey dem Ulphilas unt, bey dem
Kero unzin, bey den Übersetzer Isidors untaza, bey dem Ottfried unz,
welches in Oberdeutschen, besonders in Baiern, noch zuweilen gehöret wird,
und vermuthlich von hinzu zusammen gezogen ist, zumahl da es auch zuweilen hinz
lautet. Im Schwed. ist aenda gleichfalls bis. Unser bis ist vermuthlich auf
ähnliche Art von bey zu, oder bey das zusammen gesetzet. Bithaz bedeutet
bey dem Ottfried bisher. In den spätern Zeiten schrieb man es bitz, bitze,
und nachmahls biß, bis man endlich gar den Satz annahm, daß die
Partikeln nicht kurz genug geschrieben werden können, da denn unser bis
daraus ward. [
1031-1032]