Binden
, verb. irreg. act. Imperf. ich band, Supin. gebunden, 1. in der
eigentlichsten Bedeutung, biegen, krümmen, besonders einen langen schmalen
biegsamen Körper um die Oberfläche eines andern biegen und daselbst
befestigen. Ein Tuch um den Kopf binden. Einen Strick um ein Faß, einen
Faden um den Finger binden. In dieser Bedeutung kommt binden größten
Theils mit dem verwandten Verbo winden überein, welches auch in andern
Fällen dieser Bedeutung gebräuchlich ist.2. In weiterer Bedeutung 1)
Vermittelst eines Bandes, d. i. eines langen, dünnen, biegsamen
Körpers an etwas befestigen. Den Baum an einen Pfahl, das Pferd an die
Thüre, den Kahn an das Schiff binden. Einem die Hände auf den
Rücken binden. * Einem etwas auf die Nase binden, in der niedrigsten
Sprechart, so wohl es ihm entdecken, als auch ihn einer Unwahrheit
überreden. * Einen Verlust an das Bein binden, ihn verschmerzen. 2) Mit
Banden belegen, durch Anlegung der Bande seiner Freyheit berauben. Einen
Übelthäter binden. Einem die Hände binden, auch figürlich,
ihn hindern, nach seinem freyen Willen zu handeln. Die Hände sind mir
gebunden. Ich werde mir die Hände nicht binden lassen. Nichts als deine
eigene Wohlfahrt bindet mir die Hände, wenn ich deine Wünsche nicht
erfülle, Dusch. Auf eine etwas uneigentliche Art sagt man auch, mit Ketten
binden, ungeachtet fesseln in diesem Falle angemessener wäre. 3) Zusammen
binden und dadurch verfestigen. Garben binden, durch das Zusammenbinden vieler
Salme Garben hervor bringen. So auch, Besen binden, Bürsten binden,
Kränze binden, Ballen binden, Fässer binden u. s. f. Ein Buch binden,
oder einbinden, die einzelnen Bogen zusammen häften und das daraus
entstandene Buch mit einem Bande versehen. 4) Ein Clavier heißt gebunden,
wenn Eine Saite zwey Töne ausdrücken muß.
S. Bundfrey. [
1021-1022] 3.
Figürlich. 1) Ohne Band befestigen. So sagt man z. B. von dem Leime,
daß er binde, wenn er anfängt zu erkalten, und die zusammen geleimten
Körper zu verbinden. Sich binden, wird auf eben diese Art von dem Sande,
Thone u. s. f. gesagt, wenn sie angefeuchtet worden, und nunmehr eine Art von
Festigkeit bekommen, so daß ihre Theile zusammen halten und sie sich
ballen lassen. Der Kalk bindet sehr gut, wenn er die Steine gehörig
befestiget. 2) Die freye Bewegung eines Körpers hemmen. So wird der
Flugsand gebunden, wenn man ihn durch allerley Mittel zum Stehen bringt, so
daß er die benachbarten Gegenden nicht überschwemmen kann. Ein
innerlicher Kampf band meine Zunge, benahm mir die Sprache. Ingleichen,
einschränken. Die gebundene Rede, deren Gang in ein gewisses
Sylbenmaß eingeschränkt ist; in Gegensatze der ungebundenen oder
prosaischen Rede. So auch die gebundene Schreibart in der Musik, welche alle
Regeln der Harmonie genau beobachtet; zum Unterschiede von der freyen. Die
gebundene Zeit, in der Römischen Kirche, die siebenzig Tage von dem
Sonntage Sepmagesima an, da kein Halleluja in der Kirche gesungen wird, und
auch keine Hochzeit gemacht werden darf. 3) In noch weiterer Bedeutung, die
Freyheit eines vernünftigen Geschöpfes hemmen. Ich bin gebunden, ich
kann nicht so handeln wie ich will. Ich bin an die Stadt gebunden, bin
verpflichtet, in der Stadt zu bleiben. Er lässet sich durch nichts binden.
Da ihn kein Gesetz weiter band. Sich an etwas binden, sich dadurch hindern
lassen, das Gegentheil zu thun. er will sich an sein Versprechen nicht binden.
Ich werde mich daran nicht binden. Sie sind ja nicht an ihr Wort gebunden,
nicht verpflichtet, ihr Wort zu halten.
Ein Schäfer pflegt sich nicht stets an sein Wort zu
binden, Gell.
4) Von etwas abhängig machen, mit dem Vorworte an. Der
Himmel hat deine Glückseligkeit nicht an Schätze gebunden, welche der
Betrieger öfter besitzet, als der Redliche, Dusch.
Zufriedenheit ist nicht an Geld und Gut gebunden, Ean. Es ist
das wahre Glück an Keinen Stand gebunden, Haged.
5) Im Kirchenstyle ist binden, die kirchliche Vergebung der
Sünde versagen, und dadurch von der Kirchengemeinschaft ausschließen;
im Gegensatze des lösen.
S. Bindeschüssel.Daher die Bindung, von der
Handlung des Bindens, obgleich selten, und auch hier nur in den eigentlichen
und weitern Bedeutungen. In der Musik wird die Verbindung zweyer Noten durch
einen halben Zirkel eine Bindung genannt, wie denn auch wohl solche zusammen
gehängte Noten selbst Bindungen heißen.Anm. Binden, bey dem Ulphilas
bindan, bey dem Kero pintan, bey dem Ottfried bintan, im Angels. bindan, im
Engl. to bind, und to band, im Dänischen binde, im Schwed. binda, ist mit
winden genau verwandt, obgleich das letztere mehr die eigentlichste Bedeutung
aufbehalten hat. Das Latein. vincire, und vielleicht auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - sind mit
demselben vermuthlich aus Einer Quelle hergeflossen.
S. auch Binde, Band, und Bund, ingleichen Spannen, Winden, und
Fahne. [
1023-1024]