Bethen
, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das
Hülfswort haben erfordert, sich mit Gott unterreden. Fleißig bethen.
Zu Gott bethen. Aus dem Herzen bethen. Für jemanden bethen. Vor Tische,
nach Tische bethen. Sie bethet uns oft um das Mittagsessen, Gell. Sie bringt
uns durch ihr übel angebrachtes Bethen oft um das Mittagsessen,
lässet sich nur im vertraulichen Scherze sagen, so wie die Wortfügung
mit der vierten Endung der erbetheten Sache:
Er steht, er bethete mit aufgehobner Hand, Vom Himmel Ruh
für uns, und Sieg für seine Feinde, Weiße;
nur in der höhern dichterischen Schreibart gewagt werden
kann. Ganz richtig aber sagt man active, den Morgensegen, den Abendsegen u. s.
f. bethen. Den Glauben bethen, hersagen, im gemeinen Leben.Anm. Bethen, bey dem
Kero petoon, bey dem Ottfried bethen, bey dem Notker beton, war ehedem in allen
den Fällen üblich, wo wir jetzt dessen Frequentativum bitten
gebrauchen. In dieser Bedeutung sagt noch Tatian beto, im Imperativ für
bitte. Es ist aber schon sehr frühe auf das gottesdienstliche: Bitten
eingeschränkt worden, und jetzt außer demselben gar nicht gebraucht.
Die Oberdeutsche Mundart kennet in diesem Worte nur ein t; die [
937-938] Niederesächsische hat dagegen mit ihren Nachbarn ein
d, Nieders. beden, Dän. bede, Schwed. bedia, welches auch zuweilen gar
verbissen wird, wie in dem Nieders. been, dem Angels. bene, dem Isländ.
haen, und Schwed. bön, Gebeth. Da nun die Hochdeutsche Mundart das Mittel
zwischen der harten Oberdeutschen und allzu weichen Niedersächsischen
hält, so hat sie hier ein th angenommen, den Mittellaut zwischen dem t und
d wenigstens für das Auge zu bezeichnen, wenn er gleich in der Aussprache
nicht Statt findet, wo t und th völlig gleich lautend
sind. [
939-940]