Bestellen
, verb. reg. act. überhaupt, einer Person oder Sache die
gehörige Stelle anweisen. So gebraucht man in Oberdeutschland dieses Wort
noch für das einfache stellen; z. B. das Bild wurde auf die Brücke
bestellt, gestellt, Bluntschli. Und so heißt es noch 2 Kön. 7, 17:
Aber der König bestellte den Ritter unter das Thor; und Jos. 10, 18:
Bestellt Männer davor, die ihrer hüthen. Allein im Hochdeutschen ist
es nur in einigen figürlichen Bedeutungen üblich. 1) Einer Person die
Stelle anweisen, wo sie etwas verrichten, oder wo sie sich einfinden soll, im
gemeinen Leben. Ich habe ihn hierher bestellt, ihm aufgegeben, sich hier
einzufinden. Ich weiß wohl, daß wir erst um vier Uhr her bestellt
sind, Gell. Ingleichen einen zu etwas bestellen, ihm solches auftragen, auch
nur im gemeinen Leben. Einen zu einem Amte bestellen, und metonymisch, ein Amt
bestellen. Richter im Lande bestellen, 2 Chron. 19, 5. 2) Veranstalten,
anordnen, gleichfalls nur im gemeinen Leben. Falsche Zeugen, einen falschen
Ankläger bestellen. Ich habe ohne dein Wissen die Musik bestellt, Gell.
Bestelle einen Hinterhalt hinter der Stadt, Jos. 8, 2. Besonders so fern
solches vermittelst eines Befehles oder Vertrages geschiehet. Sich ein Paar
Schuhe bey dem Schuster, ein Kleid bey dem Schneider bestellen. Viele bestellte
Arbeit haben. 3) Ein Geschäft ausrichten, auch nur im gemeinen Leben.
Einen Brief bestellen, an den gehörigen Ort abgeben. Ich habe etwas auf
dem Markte zu bestellen gehabt. Haben sie etwas nach Berlin zu bestellen? 4)
Zubereiten, in Ordnung bringen. In dieser Bedeutung sagt man im Hochdeutschen
nur, den Acker, das Feld, den Garten bestellen, welcher Ausdruck zwar
überhaupt die ganze Ackerarbeit, in engerer Bedeutung aber nur die
nächste Zubereitung des Ackers [
929-930] zum
Säen, und in noch engerm Umfange, das Säen allein andeutet. Daher die
Bestellzeit, die Zeit, wenn Felder und Gärten bestellet werden. In
Oberdeutschland ist dieses Wort auch in andern Fällen üblich. So
sangten die Greise, indeß daß Daphnis mit Milch und Brot den Tisch
bestellt hatte, heißt es bey den Geßner; und, bestellte dein Haus,
denn du mußt sterben, in Luthers Übersetzung Es. 38, 1. Die
Färber bestellen den Kessel oder die Rüpe, wenn sie selbige mit
Wasser anfüllen.So auch die Bestellung, theils von der Handlung des
Bestellens in allen obigen Bedeutungen, theils aber auch von Dingen, welche in
der zweyten Bedeutung bestellet worden. Er hat viele Bestellungen bekommen, es
sind viele Waaren, Arbeiten, bey ihm bestellet worden.Anm. Das Schwedische
bestaella hat die meisten Bedeutungen mit dem Deutschen gemein. In der zweyten
Bedeutung, so fern es das Bestellen einer Arbeit ausdruckt, ist in
Oberdeutschland anfremmen üblich, ein Wort, welches noch die alte
eigenthümliche Bedeutung der Wörter fromm und frommen aufbehalten
hat.
S. Fromm. [
931-932]