Die Beschwerde
, plur. die -n, alles, wodurch eine Sache schwer gemacht wird,
eine Last; doch nur in verschiedenen figürlichen Bedeutungen. 1)
Dasjenige, dessen Leistung schwer fällt, oder was man mit Widerwillen
thut. In dieser Bedeutung werden alle diejenigen thätigen
Verbindlichkeiten der Unterthanen gegen ihre Obrigkeit Beschwerden genannt,
weil man sie schon von den ältesten Zeiten an als eine Last angesehen hat.
Bürgerliche Beschwerden, wozu die Bürger oder Einwohner eines Landes
verpflichtet sind, und wohin so wohl die persönlichen Dienste, die
Heeresfolge, Wachhaltung u. s. f. als auch alle Steuern und Gaben gerechnet
werden. In diesem Verstande ist das Wort ein allgemeiner Ausdruck, der alle
besondere Arten unter sich begreift, und am häufigsten im Plural gebraucht
wird. 2) Was man mit Widerwillen erduldet, alles, was unangenehme Empfindungen
hervor bringet, und diese Empfindungen selbst. Hauptbeschwerden,
Gliederbeschwerden, Mutterbeschwerden, Krankheiten des Hauptes, der Glieder,
der Mutter. Ingleichen Noth, Gram, Sorgen u. s. f. welche letztere Bedeutung
aber in Hochdeutschen, wenigstens in der edlern Schreibar, zu veralten
anfängt, wozu vielleicht die Dichter der vorigen Jahre Anlaß gegeben
haben, die dieses Wort um der Bequemlichkeit des Reimes willen, besonders in
der veralteten Form Beschwer, gar sehr gemißbraucht haben. 3) Die
Äußerung dieser unangenehmen Empfindung durch Worte; doch nur in
engerer Bedeutung, von einer solchen Äußerung über das
unrechtmäßige Verhalten anderer bey einem Obern, dagegen das Verbum
sich beschweren in weiterer Bedeutung gebraucht wird. Beschwerde, oder
Beschwerden über etwas führen, darüber Klage erheben. Es sind
große Beschwerden wider dich eingelaufen.Anm. Beswerde kommt schon in
Strykers altem Gedichte bey dem Schilter vor. Indessen scheinet doch Swer oder
Swere die älteste Form dieses Wort zu seyn, in welcher es für
körperlichen Schaden, Gram, Sorge, Noth u. s. f. häufig bey den
Schwäbischen Dichtern vorkommt; z. B.
Ein swere an minem herzen lit Die kan mir nieman darabe
genemen, Kraft von Toggenburg.
Hieraus ward nachmahls das Hauptwort die Beschwer, welches in
eben derselben Bedeutung sehr oft bey dem Opitz angetroffen wird; z. B.
Erlöse dieses Land auch aus Beschwer,
Ingleichen:
O führe Herr auch aus Beschwer, Die noch bestrickt sind,
wieder her, Ps. 126.
Die Hochdeutschen Dichter haben es in dieser Gestalt noch
sehr lange beybehalten, aber die Neuern haben es wegen des davon gemachten
Mißbrauches veralten lassen. Schwer und Beschwer werden auch zuweilen als
Neutra gefunden, welches Geschlecht auch in einigen Oberdeutschen Gegenden
Beschwerde hat; das Beschwerd. In eben dieser Mundart ist dafür auch das
und die Beschwerniß üblich. [
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