Die Bescheidenheit
, plur. car. 1 * Das Vermögen, Gutes und Böses,
Nützliches und Schädliches gehörig zu unterscheiden, Einsicht,
Wissenschaft, Kenntniß. In dieser im Hochdeutschen veralteten Bedeutung
heißt es noch 1 Petr. 1, 5, 6: in der Tugend Bescheidenheit, und in der
Bescheidenheit Mäßigkeit, wo es im Griech. lautet, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .
S. Bescheid.2. Mäßigung der Begierde und
Leidenschaft, so wohl, 1) überhaupt.
So wöll wir euch ein Sach sagen Darab ir billich werd
tragen laid, Dich hof wir es bschech mit Bscheidenheit, Theuerd. Die Liebe
trauert zwar, doch mit Bescheidenheit, Günth.
Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung ziemlich selten
geworden. 2) Als auch, (a) Die Fertigkeit, seine Ansprüche auf Verdienst
und darin gegründete äußere Vorzüge zu mäßigen.
Die Bescheidenheit richtet sich genau nach dem Verdienste, das sie vor sich
hat, sie gibt jedem was jedem gebühret; aber die schlaue Höflichkeit
gibt allen alles, um von allen alles wieder zu erhalten, Less. Ein eitler Mann
ist zwar höflich aber nie bescheiden, ebend. Aber wissen sie auch,
daß die Bescheidenheit tadelnswürdig ist, so bald man sie bis zum
Mißtrauen gegen sich selbst treibet? Weiße. (b) Die Neigung und
Fertigkeit, sich seines Rechtes nicht nach der Schärfe zu bedienen, seine
gegründeten Forderungen zu mäßigen. Wie würdig ist diese
liebenswürdige Bescheidenheit, diene übrige Tugend zu
schmücken!Anm. Ehedem bedeutete dieses Wort auch noch, theils einen
beschiedenen oder bestimmten Theil, theils aber auch eine Bedingung, wovon
Frisch Beyspiele angeführet hat.1. [
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