Der Beruf
, des -es, plur. inus. 1. Die Handlung des Berufens. 1)
Eigentlich, in welcher Bedeutung dieses Wort aber nur von dem feyerlichen Rufe
zu einem Amte gebraucht wird. Ein rechtmäßiger Beruf. Einen Beruf zu
etwas bekommen. Ingleichen in der Theologie von der Bekanntmachung des
göttlichen Willens, wodurch die Menschen eingeladen werden, an den
Gnadenwohlthaten Gottes Theil zu nehmen. Der Gnadenberuf Gottes an die
Menschen. Dem göttlichen Berufe folgen. Doch sind in beyden Fällen
auf Ruf und Berufung üblich. 2) Figürlich. (a) Neigung, innerlicher
Trieb. Beruf bey sich zu etwas empfinden. Ich empfinde eben keinen Beruf, mir
das zu versagen, worauf mir mein Leben ein Recht gibt. Wenn man im gemeinen
Leben sagt, ich finde keinen Beruf, so steht finden alsdann für empfinden.
S. beyde Wörter; z. B. ich finde heute keinen
Beruf, einer solchen Versammlung beyzuwohnen. (b) Bewegungsgrund,
Verbindlichkeit. Sorge für Mangel ist ein Beruf zum Fleiße.2.
Dasjenige, wozu jemand berufen worden, in der weitesten Bedeutung diese
Zeitwortes, Amt, pflichtmäßige Lebensart. Das erfordert mein Beruf.
Das ist mein Beruf, mein Amt, meine Lebensart verbindet mich dazu. In seinem
ordentlichen Berufe bleiben. Seinem Berufe nachgehen. Aus seinem Berufe
schreiten. Er lebt in keinem gewissen Berufe, hat keine bestimmte Lebensart.
Daher Berufsarbeit, Berufsgeschäfte, der Berufsgefährte, ein
College.Anm. Beruf, für Appellation, in den Rechte, ist im Hochdeutschen
nicht, wohl oder im Oberdeutschen üblich.
S. das folgende. In einigen gemeinen Mundarten wird es
auch für das Gerücht, den Ruf, oder das Urtheil anderer von unsern
sittlichen Eigenschaften, obgleich nur in nachtheiligen Verstande gebraucht. Er
stehet in keinen guten Berufe.
S. Berufen das Beywort. [
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