Bellen
, verb. reg. neutr. (ich belle, du bellst, er bellt; ich bellte;
gebellt,) welches das Hülfswort haben erfordert, und heut zu Tage
eigentlich von der lauten Stimme der Hunde und der Füchse, bey den
Jägern aber auch von dem eigenthümlichen Laute der Rehe gebraucht
wird. Der Fuchs bellt. Ein Hund der beißen will, bellt nicht.
Figürlich bedeutet dieses Wort zuweilen auch mit einem lauten Geschreye
zanken.
Er hört den Zank vor Gerichte bellen, Haged.
Anm. 1. Bellen, bey dem Notker pillen, in dem alten Gedichte
auf den heil. Anno, bellin, in dem Lateine der mittlern Zeiten baulare, ist
nicht so wohl eine Nachahmung des Schalles, welchen das Bellen der Hunde macht,
als vielmehr eine allgemeine Benennung eines jeden lauten Schalles. Belle kommt
noch bey den Schwäbischen Dichtern von einer Schelle vor. Das
Holländ. bellen bedeutet schellen, das Angels. und Engl. Bell eine Glocke,
und Peal das Getön, den Klang.
S. Bellhammel. Einer der Schwäbischen Dichter
nennet die geschwätzigen Frauenzimmer bey Hofe Hove bellen, gleichsam
Hofschellen. In dem Nordstrandrechte Th. 2, Art. 35 wird bellen daher noch
für laut schreyen, laut rufen, gebraucht. Wer da will, heißt
daselbst, Land kaufen, der soll laut rufen; wer da will Land sellen (verkaufen)
der soll laut bellen, mit lauter Stimme biethen. Daß diese Bedeutung sehr
alt sey, erhellet unter andern auch aus dem Lat. appellare.
S. auch Spiel. Im deßwillen ist es auch von dem
Laute mehrerer Thiere gebraucht worden. Das Engl. to bell bedeutet schreyen wie
ein Hirsch, to bellow aber blöcken, brüllen, womit auch das Nieders.
Frequentativum bölken, welches von dem Blöcken des Rindviehes
gebraucht wird, das Schwed. balla, mugire, das Isländ. baula und belja und
das Latein. balare, welches letztere nur von dem Schreyen der Schafe
üblich ist, überein kommt. Im Oberdeutschen gehet dieses Zeitwort
irregulär, ich belle, du billst, er billt; ich boll; gebollen. Einige
Hochdeutsche Schriftsteller behalten solches gleichfalls; allein die
reguläre Anwandelung ist doch weit gewöhnlicher.Anm. 2. Andere
Mundarten und Sprachen haben andere Wörter, das Bellen der Hunde
ausdrucken. Einige sind allgemeine Benennungen, wie das Schwedische skalla, und
Isländ. gialla, welche mit dem Deutschen schellen und gellen überein
kommen. Andere sind Nachahmungen des dadurch verursachten Lautes, wie das
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , das Latein. baubari, das Niedersächsische wouwen, das
Altdeutsche wuwen, das Oberdeutsche baffen, bäffen, bäffzen, gautzen,
gelfen, das Französ. abbojer, das Krainerische lajam, das Nieders.
blaffen, das Dän. blaffe und biäffe, das Westphälische jeewken,
jawken, u. s. f.
S. auch Belfern. [
843-844]