Bedürfen
, verb. reg. neutr. (
S. Dürfen,) mit dem Hülfsworte haben, für
den gegenwärtigen Fall unentbehrlich nöthig haben, mit der zweyten
Endung der Sache. die Starken bedürfen des Arztes nicht. Der Herr bedarf
ihrer. Ich armer Mann, bedarf ihrer Freundschaft, ihres Trostes, Gell. Um
deinen Hunger zu stillen bedarfst du wahrhaftig keiner Welt, ein Geld kann dazu
deine Welt seyn, Dusch. Man findet dieses Wort auch zuweilen mit der vierten
Endung der Sache; z. B. Gott wie, was ihr bedürfet, für wessen;
allein die zweyte ist doch die üblichste, und daher auch die richtigste.
Eben so ungewöhnlich ist es im Hochdeutschen, wenn dieses Verbum anstatt
des Nennwortes mit der Partikel daß verbunden wird; z. B. ich bedarf,
daß ich von dir getaufet werde.Ganz richtig wird es hingegen zuweilen
impersonaliter gebraucht, das Lateinische opus est auszudrucken.
Was bedorfte des ein wibDas ich u. s. f. Dietmar von Aft.
Einen Nero mitten in seiner Glückseligkeit elend zu
machen, bedarf es nicht der Gespenster des Seneca oder der Octavia, Dusch. Wenn
es aber irgendwo heißt:
Denn es bedurfte dich nur Liebe einzuhauchen,
so ist solches eine unrichtige Wortfügung, welche noch
dazu den Fehler der Zweydeutigkeit hat.Anm. Kero gebraucht anstatt dieses Verbi
das einfache duruftigon, und im Oberdeutschen ist dürfen in dieser
Bedeutung noch üblich.
Man darf der Waffen nicht, wo Liebe sich erreget, Opitz.
S. Dürfen. Indessen kommt bithurfan schon bey dem
Ottfried und Tatian, und zwar beyde mit dem Genitiv vor. Die Angelsachsen
sagten bethearfen und die Niedersachsen im 14ten Jahrhunderte bedorften. Im
Oberdeutschen wird es auch für dürfen, Macht, Erlaubniß haben,
gebraucht.
Die Schiffleut bedorften sich nitWeren, Theuerd. Kap. 32. Das
nyemands ein einiges wortBedorfte sagen der Künigin, ebend.
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