Backen,
Ich backe, du bäckst, er bäckt, wir backen, u. s. f.
Imperf. ich buk, Conj. büke, Partic. gebacken; ein unrichtiges Verbum,
welches in doppelter Gattung üblich ist.I. Als ein Activum, mit dem
Hülfsworte haben, in welcher Gattung es im Hochdeutschen nur von solchen
Dingen gebraucht wird, welche am oder im Feuer bis zu einem gewisse Grade
austrocknen. Besonders von dem Brote. Das Brot bäckt schon. Noch mehr
aber,II. Als ein Activum. 1) Vermittelst des Feuers bis zu einem gewissen Grade
hart und dürre machen, ohne Brühe kochen. Obst backen, am oder im
Ofen dörren. Eyer, Kuchen, Brot backen. Gebackene, gebrannte, Steine,
S. Backstein. 2) In engerer Bedeutung, Brot backen, mit
Einschließung aller dazu nöthigen Hülfsarbeiten. Wir haben noch
nicht gebacken. Der Bäcker bäckt heute nicht. Auf die Hefe backen,
bey den Bäckern, mit Hefen backen. Auf den Zeug backen, ohne Hefen backen.
3) In einen Teig einhüllen, und backen. So werden in den Küchen die
Fische, Frösche, Hühner u. s. f. in Pfannen, bey den
Perrückenmachern die Haare im Ofen gebacken u. s. f. 4) In weiterer
Bedeutung bäckt man die Seidenhäuschen oder die Cocons, wenn man sie
in einen heißen Ofen schiebt, um den Wurm zu tödten. Stahl backen,
Eisen durch Cementiren in Stahl verwandeln.Anm. Die Oberdeutsche Mundart
spricht dieses Wort mit ihrem Lieblingslaute bachen, im Imperf. ich buch, aus.
Das Niedersächsische backen gehet regulär, ich backte u. s. f. Selbst
in einigen Oberdeutschen Gegenden sagt man im Partic. gebachet. Man könnte
diese Verschiedenheit sehr nützlich zur Unterscheidung des Neutrius von
dem Activo anwenden. Bey dem Notker lautet dieses Wort pacchen, bey den
Dänen bage, bey den Schweden baka, bey den Angelsachsen bacian, bey den
Engländern to bake, bey den Pohlen piece. Frisch glaubt, daß mit
diesem Zeitworte auf den Back oder Trog gesehen werde, worin derTeig zubereitet
wird. Allein man findet dieses Wort schon, ehe man vermuthlich noch an einen
Trog gedacht hat. Folgende Ableitungen sind daher so wohl natürlicher, als
auch fruchtbarer. 1. Das Hebräische Bag bedeutet eine jede Speise und das
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - essen. Herodotus versichert, daß schon bey den Phrygiern, denen
die Erfindung des Getreides, Ackerbaues und Brotbackens zugeschrieben wird, das
Brot Bek geheißen. Bäk konnte also überhaupt eine jede Speise,
backen aber solche zubereiten bedeuten. 2. Die Griechen hatten ein Verbum,
welches -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - hieß, und erwärmen bedeutete; mit diesem kommt unser noch
übliches bähen genau überein, welches von bachen und backen nur
dem stärkern Hauchlaute nach verschieden ist, oder Vielmehr, bachen oder
backen ist das Iterativum von bähen. Nach dieser Ableitung würde der
Begriff des Röstens oder Dörrens der herrschende seyn, welcher
zugleich der ältesten Beschaffenheit des Brotes genau entspricht. 3. Das
Nieders. backen druckt außer der Bedeutung, die es mit dem Hochdeutschen
backen gemein hat, auch den Begriff des Klebens und Kleibens oder Kleisterns
aus, es mag nun solches durch Austrocknung, oder vermittelst eines Klebers
geschehen. Das Haar ist mit Blut zusammen gebacken, sagt sogar Opitz. Auch
dieser Begriff, wenn man ihn als den herrschenden ansiehet, lässet sich
auf das Backen des Brotes u. s. f. anwenden, indem solche gebackene Körper
wirklich mehrere Festigkeit und Haltung bekommen. Indessen läßt sich
auch dieser Begriff sehr bequem auf den Begriff des Bähens oder
Erwärmens zurück führen. Die im gemeinen Leben übliche
Redensart, es wird diese Nacht backen, d. i. heftig frieren, ist wohl
ursprünglich Niedersächsisch, und soll eigentlich so viel sagen,
daß alle Körper zusammen frieren werden. Das Verbale Backung ist
nicht üblich. [
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