Bar
, adj. et adv. 1. Eigentlich, von aller äußern Decke
befreyet. In dieser Bedeutung ist bar im Hochdeutschen, außer dem zusammen
gesetzten barfuß nicht mehr üblich. Allein in den gemeinen Mundarten
so wohl Ober- als Niederdeutschlandes kommtes noch häufig vor, und
bedeutet daselbst besonders unbekleidet, nackend. Dahin gehöret das
Niedersächsische bar, bloß, unbedeckt, das Oberdeutsche
barköpfig, mit unbedecktem Kopfe, der Barfrost, das Bareis, Frost und Eis,
welche nicht mit Schnee bedecket sind, und das gleichfalls Oberdeutsche
Hauptwort die Bare, die Blöße, welches so wohl von einem mit
Gesträuchen bewachsenen aber an hochstämmigen Bäumen bloßen
Ort, eine Blöße, im mittlern Lateine Barta, Beria, Berra, als auch
von dem Barfroste gebraucht wird; z. B. die Bare verbrennet die Saat, bey einem
Frost ohne Schnee erfrieret die Saat.2. Figürlich. 1) Gegenwärtig,
besonders von dem Gelde. Bares, gegenwärtiges, aufgezähltes, Geld.
Jemanden bar bezahlen. Bare Bezahlung, im Gegensatze des Borgens. Die tausend
Thaler muß ich bar und auf einem Brete haben, Gell.
Da hast du bare funfzig Thaler, Nur unterlasse den Gesang,
Haged.
Daher die im gemeinen Leben üblichen
sprichwörtlichen Redensarten: bar Geld lacht; bar Geld ist die Losung; wer
bar Geld gibt, hat Macht zu dingen u. s. f. 2) * Lauter, unverfälscht,
rein, welche Bedeutung nur noch in der Niedersächsischen Mundart vorhanden
ist. Bare Milch, reine Milch. 3) * Einer Sache beraubt, wie bloß, in dem
figürlichen Verstande. Diese Bedeutung, welche in den Schriften der
Alemannen und Franken sehr häufig vorkommt, ist im Hochdeutschen
längst veraltet.
Sven dins lobes ie bevilde Der ist rehter sinne bar,
d. i. beraubt, Bruder Eberhart von Sar.
S. die Endung-bar 1. 4) * Augenscheinlich, bekannt. Auch
diese Bedeutung ist im Hochdeutschen veraltet, und nur noch in den zusammen
gesetzten offenbar übrig, für welches man ehedem das einfache bar
gebrauchte, und wovon man das Beywort bärlich, offenbar, und die Verba
baren und erbaren, für offenbaren hatte.Anm. Bar, in der Oberdeutschen
Mundart par, ist nicht nur in den Deutschen und allen mit derselben verwandten
Sprachen, sondern auch in einigen morgenländischen ein sehr altes Wort.
Die Hebräischen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , entblößen, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , rein und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , offenbaren, oder in
den alten Mundarten baren, gehören ohne Zweifel zu dessen Verwandtschaft.
Für bar, vom Gelde gebraucht, war im Oberdeutschen ehedem auch bereit, und
im Niedersächsischen rede üblich. Der Unterschied, welchen schon vor
Gottscheden einige Sprachlehrer in der Rechtschreibung zwischen bar, bloß,
und baar vom Gelde gebraucht, einzuführen suchten, streitet wider die
gemeinschaftliche Abstammung beyder Wörter, und ist ohne dieß nun
längst vergessen.1. [
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