Das Band
, des -es, plur. die Bänder und die Bande, Diminutivum das
Bändchen, Oberdeutsch, das Bändlein, von dem Imperfecto des Verbi
binden; alles dasjenige, was andere Dinge zu binden oder zu verbinden dienet.
Besonders,1. In eigentlicher und weiterer Bedeutung, in welcher der Plural
Bänder lautet, den letzten besondern Fall ausgenommen. 1) Ein langes
schmales Stück Zeug, welches eigentlich zum Binden, oft aber auch nur zum
Putze dienet. Figürlich wird Band zuweilen für einen Ritterorden
genommen. So heißt der Dänische Elephanten-Orden, der an einem blauen
Bande getragen wird, oft das blaue Band, der Englische Orden des Hosenbandes,
das Hosenband u. s. f. Hierher gehören auch die Bänder der
Wundärzte, und zwar so wohl die einfachen als auch die zusammen gesetzten.
S. auch Binde. Ingleichen die nach Art der Bänder
aus edlen Metallen verfertigten Zierathen des weiblichen Geschlechtes, als
Armbänder, Halsbänder u. d. g. 2) Rund zusammen gedrehte
Hülfsmittel zum Binden; z. B. Strohbänder im Feldbau,
Weidenbänder im Gartenbau, Sackbänder u. s. f. 3) Lange dünne
Körper von Holz oder Metall, die Theile eines andern Körpers zu
verbinden. So heißt bey den Faßbindern Band oft so viel als ein Reif;
zumahl wenn er von Eisen ist. An großen Weinfässern hingegen werden
fünf oder sechs Reife zusammen genommen ein Band genannt. Hierher
gehöret vermuthlich auch die in einigen Seestädten übliche Art
das Tonnenmaß zu bestimmen. So hält z. B. eine Tonne Butter schmal
Band in Hamburg 224, in Bremen aber 220 Pfund, eine Tonne Butter buked
(bäuchig, dick) Band aber am ersten Orte 230, an letzterm aber 300 Pfund.
In einer Österreichischen Urkunde bey dem Huber kommen, 2 Pfund Salz
weites Bands und 8 Pfund enges, vor.
S. Gebinde. Bey den Metallarbeitern werden verschiedene
lange, dünne und schmale Stücke Metall, welche gewisse Theile
zusammen halten, ein Band genannt. Auch gehören hierher bey den
Schlössern die Gewinde mit zwey Flügeln, Thüren, Fenster,
Kastendeckel u. s. f. zu befestigen. Daher ein Thürband, Fensterband u. s.
f. In dem Schiffsbaue ist das Band ein großes krummes Holz, an welchem der
Boden und die Wand des Schiffes befestiget wird. 4) Bey den Zimmerleuten wird
ein schräge liegendes Holz, welches die Säulen und Sparren verbindet,
und eigentlich das Schieben verhütet, ein Band genannt. 5) In der
Zergliederungskunst verstehet man unter Bän-der zarte zähe
Häutchen, welche die Theile des Leibes mit einander verbinden. Auch die
Sehnen, welche die Knochen an einander häften, führen diesen Nahmen.
6) Verschiedene physische Hülfsmittel, den freyen Gebrauch der Glieder
eines Menschen zu hindern. In dieser Bedeutung ist der Plural die Bande, der
Singular aber gar nicht üblich. Einem Bande anlegen. In Ketten und Banden
liegen. Sich der Bande entledigen.
Schlug ich nicht den Gemahl in unverdiente Bande?
Weiße.
Oft druckt dieser Ausdruck figürlich das
Gefängniß, den Verhaft aus. Einen der Bande entschlagen, ihn aus dem
Verhafte befreyen. In der Kunstsprache der Henker und Scharfrichter werden die
Schnüre, womit ein Verbrecher in der Tortur gepeiniget wird, Bande
genannt; daher das Schnüren mit vollen Banden.2. In figürlicher
Bedeutung, in welcher beyde Arten des Plurals üblich sind. 1) Um einiger
Ähnlichkeit willen, wird so wohl in der Baukunst, ein großes gerades
Glied, welches unten nach dem Winkelhaken abgeschnitten ist, als auch ein Reif,
der den Lauf einer Kanone umgibt, ein Band genannt. In der Wapenkunst ist das
Band das mittlere Stück eines durch zwey aus dem rechten Ober- nach dem
linken Unterwinkel gezogene Linien getheilten Schildes, welches andere auf eine
sehr unschickliche Art die rechte Steg-Straße nennen. Hier lautet der
Plural Bänder. Das gestreifte Spanische Riedgras, Phalaris picta, L. wird,
um seiner Ähnlichkeit mit einem Bande willen, gleichfalls das Band
genannt. 2) Dasjenige, was zusammen gebunden ist, und eine gewisse Anzahl
zusammen gebundener Stücke. In dieser Bedeutung ist Band in einigen
Seestädten, z. B. in Riga eine Zahl von 30. 3) Alles dasjenige, wodurch
man in figürlicher Bedeutung mit etwas verbunden wird, in welchem Sinne
der Plural Bande heißt. Das Band der Freundschaft, der Ehe, des Friedens
u. s. f. Die Hochachtung bleibet doch alle Mahl das festeste Band zweyer
Seelen. Er ist entschlossen, dich noch durch ein heiliger, süßer
Band, als das Band der Wohlthaten ist, mit sich zu verbinden, Weiße. Also
zerreißt das Schicksal das goldene Band, das die Tugend so fest
geschlungen hatte! Dusch. 4) Ein sittliches Hinderniß, alles was uns an
dem freyen Gebrauche der Kräfte des Geistes besonders zum Guten hindert,
in welcher Bedeutung, die sich auf die sechste eigentliche beziehet, der Plural
am gebräuchlichsten ist. So sehr sich auch meine Seele von allen irdischen
Banden los gewunden hat, Dusch.Anm. Band, bey dem Ottfried und Notker Band und
Pand, ist ein altes Wort, welches in allen mit den Deutschen verwandten
Sprachen häufig angetroffen wird. Banda, Bandellum, Bandum, Bandus, und
hundert andere, kommen in dem Lateine der mittlern Zeiten in allerley
Bedeutungen vor. Die Franzosen haben ihr Bandage, Bande, Bandeau, Bandelette,
Bander, Bandereau u. s. f. gleichfalls daher, anderer Sprachen zu geschweigen.
Sogar im Persischen ist Bend, ein Band, und Banden, binden, und gleiche
Bedeutung hat das Hebräische -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .
S. Bande, Binde, Binden, Fahne, Winden. Der doppelte
Plural dieses Wortes gründet sich auf keinen wesentlichen Unterschied in
der Bedeutung, sondern rührt bloß aus den Mundarten her. Bande ist
der Oberdeutsche, Bänder aber der Niederdeutsche Plural. Daß die
Hochdeutschen beyde aufgenommen haben, beweiset weiter nichts, als daß sie
einige Bedeutungen dieses Wortes von den Oberdeutschen, andere aber von den
Sachsen bekommen haben. [
709-710]