Der Balg
, des -es, plur. die Bälge. Diminutivum das Bälglein,
des -s, plur. ut nom. sing.1. Eigentlich, überhaupt ein jeder hohler und
weicher Körper, in welchem ein anderer enthalten ist. Besonders: a) die
Haut an gewissen Früchten und um ihren Samen. Daher die Bälge an den
Weinbeeren, Erbsenbälge. In der Kräuterkunde wird auch der Kelch der
Grasblumen, gluma, ein Balg, oder Bälglein genannt. Daher im gemeinen
Leben das Verbum sich bälgen, die Haut fahren lassen. Die Erbsen
bälgen sich. Schon das Angelsächsische Baelga kommt für eine
Hülse vor, und unter den Schwäbischen Kaisern sang Schenk Ulrich von
Winterstetten:
Towig rose Gegen der sunnen diu sich izt neigt us ir
belgelin.
b) Die Haut aller derjenigen Thiere, welche ganz abgestreifet
wird, ohne vorher aufgeschnitten zu werden. Daher nennen die Jäger und
Kürschner alle noch mit Wolle und Haaren versehene Häute der Hasen,
Kaninchen, Luchse, Füchse, Wölfe, Marder, Eichhörnchen, Hamster,
Iltisse u. s. f. Bälge, weil sie abgestreift werden; ein Umstand, der sie
von den Fellen in engerer Bedeutung, welche aufgeschnitten und abgezogen
werden, hinlänglich unterscheidet. Um deßwillen werden auch die
Häute, welche das Ungeziefer ableget, wenn es sich häutet, Bälge
genannt. Daher ein Schlangenbalg.c) Der Blasebalg, der im gemeinen Leben,
besonders bey denjenigen Handwerkern, die ihn nicht entbehren können, ein
Balg genannt wird.
S. die folgenden Zusammensetzungen. Diese Bedeutung hat
auch das Schwedische Baelg, das Angels. Bilig und Blaest-belg, und das Engl.
Bellow. Vermuthlich von der ersten und ältesten Bedeutung dieses Wortes,
da es einen Sack, Beutel oder Schlauch bedeutete.
S. die Anmerkung.d) Der Bauch, Schmerbauch, welche
Bedeutung zwar im Hochdeutschen nicht üblich ist, aber im
Niedersächsischen noch häufig vorkommt, wo man auch davon das Verbum
balgen, d. i. den Leib aufblähen, hat. Auch das Schwed. Baelg, das Engl.
Belly, und Holländ. Balg, bedeuten den Bauch.2. In weiterer und
figürlicher Bedeutung.a) Was aus dem Balge eines Thieres verfertigt
worden. So nennen die Vogelsteller einen ausgestopften Vogel, die Vögel
damit zu fangen, einen Balg, und im gemeinen Leben wird eine aus dünnen
Leder verfertigte und ausgestopfte Puppe, so lange sie noch unbekleidet ist,
gleichfalls mit diesem Nahmen beleget.b) Ein Kind, doch nur aus Verachtung; im
Niedersächsischen eine Balge, Bikbalge, und in Westphalen Blage. Schon
inder Dorischen Mundart bedeutete -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ein kleines Kind.
S. auch Wechselbalg.c) Ein liederliches Weibsbild, eine
Hure, gleichfalls nur im verächtlichen Verstande. Wachter leitet diese
Bedeutung von den vorigen ab; allein seine Erklärung ist nicht allein
schmutzig, sondern auch unrichtig. Das Altfranz. Balle, Baille, und das heutige
Ital. Baila und Balia, bedeuten eine Magd, oder Säugamme.
S. Carpentier v. Balia. Dieses Wort ist alt und kommt
mit puella, und in der nachmahligen verächtlichen Bedeutung mit pellex und
dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - überein; daher es in dieser Bedeutung mit dem obigen Balg
nichts gemein hat.Anm. Balg ist ein sehr altes Wort, denn Festus versichert,
daß Bulga schon bey den alten Galliern einen ledernen Beutel bedeutet
habe. In den folgenden Mundarten, z. B. der Gothischen, Angelsächsischen
und Alemannischen kommt es von einem Schlauche vor.
S. auch das folgende. [
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