Ausstehen
, verb. irreg. (
S. Stehen,) welches auf doppelte Art gebraucht wird.I.,
Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, außer dem Hause stehen,
auswärts stehen. Mit Waaren ausstehen, auf dem Markte.
Der vor dem in fremden Landen, Als ein Doctor ausgestanden,
Gell.
Oft auch so viel, als am Pranger stehen. Figürlich auch
von dem Gelde, welches man bey andern stehen oder zu fordern hat, in welcher
Bedeutung man in Oberdeutschland außen stehen, sagt. Vieles Geld bey
andern Leuten ausstehen, zu fordern, haben. Mein Gold steht noch aus.
Ausstehende Schulden.II. Als ein Activum, bis zum Ende einer bestimmten Zeit
stehen. 1) Eigentlich, im gemeinen Leben. Die ganze Predigt ausstehen. 2)
Figürlich. a) Bey den Innungen und Handwerkern, die Lehrjahre ausstehen,
die erforderliche Zeit über in der Lehre verbleiben. Er hat die Jahre bey
mir ausgestanden. b) Leiden, erdulden, Schwed. utsta. Schmerzen, Hitze,
Kälte, Angst, Ungemach, Mühe, Arbeit ausstehen. Er hat viel
ausgestanden. Ich stehe die größte Qual aus. Ingleichen ertragen,
übertragen, überstehen. Eine schwere Krankheit, lange Belagerung
ausstehen. Das ist noch auszustehen. Daher die Ausstehung in den thätigen
Bedeutungen.Anm. In Oberdeutschland gebraucht man ausstehen auch für
abziehen. Die Magd wird morgen ausstehen. Aus einem Amte, aus einem Dienste,
aus einer Kost ausstehen. [
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