Auslassen
, verb. irreg. act. (
S. Lassen,) welches, so wie die meisten mit lassen
zusammen gesetzten Verba, ein anderes Verbum voraus setzet. Es bedeutet aber,
1) ausschmelzen, oder ausfließen lassen. Butter, Fett, Talg auslassen,
ausschmelzen. Ausgelassene Butter. 2) Aus einander lassen. Ein Kleid auslassen,
bey den Schneidern, es durch Auftrennung einer eingeschlagenen Naht weiter
machen. Den Leithund auslassen, bey den Jägern, ihm das Seil nachlassen.
3) Ausbleiben lassen, weglassen. Eine Stelle, ein Wort auslassen. Ein
ausgelassenes Wort. 4) * Ausgehen lassen, von dem Feuer. Den Ofen auslassen, in
den Schmelzhütten, aufhören zu arbeiten, Schicht machen. 5) Hinaus
lassen. (a) Eigentlich. Einen auslassen, aus dem Zimmer. Das Vieh auslassen,
aus dem Stalle. (b) Figürlich, bekannt werden lassen. (1) * Einen Befehl
auslassen, in Oberdeutschland, wofür man in Hochdeutschen lieber erlassen
sagt. (2) Seine Gedanken über etwas auslassen, bekannt machen. Ingleichen
metonymisch, sich über etwas auslassen, seine Gedanken darüber durch
Worte an den Tag geben. Er ließ sich hierüber sehr nachdrücklich
gegen mich aus.
Weil ihre falsche Zunge sichHat ausgelassen wider mich, Opitz,
Pf. 109.
Ob es gleich in dieser absoluten Bedeutung im Hochdeutschen
nicht mehr gebräuchlich ist. (3) * Sich auslassen, sich zeigen, eine im
Hochdeutschen seltene Bedeutung. Wie dieses Gaben der Natur sind, also hat
menschliche Kunst und Arbeit sich hierbey nicht weniger ausgelassen, Opitz.
Der Vers erfordert Muth, der Muth entspringt vom Himmel; Giebt
dieser Sonnenschein, so läßt sich jener aus, Günth.
(4) Freyen Lauf lassen, ausbrechen lassen. Seine
Empfindlichkeit über etwas auslassen. Lassen sie doch ihren Eifer nicht an
mir aus, Gell. Dann wird dein Freund noch ein Mahl seinen Zorn für die
Sache der Tugend auslassen. Dusch. Lassen sie ihren Schmerz in verdiente
Verwünschungen aus, Less. Sie würde alle ihre Wuth (edler, ihre ganze
Wuth) gegen diese Unschuldige auslassen, ebend. (5) Gehöret hierher auch
das Particip. Passiv ausgelassen, denjenigen sittlichen Zustand zu bezeichnen,
da man seine Begierden, besonders den trieb zur Lustigkeit ohne alle
Einschränkungen zu befriedigen sucht. Er ist ganz ausgelassen, auf eine
ausschweifende Art lustig. Ein ausgelassener Mensch. Warum soll ich denn auf
eine ausgelassene Art lustig seyn? Gell.
S. auch Ausgelassenheit.So auch die Auslassung in allen
eigentlichen Bedeutungen des Verbi.Anm. Die Figur in der letzten Bedeutung
scheinet von dem jungen Viehe hergenommen zu seyn, welches seine Freude auf
eine ausschweifende Art an den Tag leget, wenn es aus den Ställen gelassen
wird. Auf dieses Bild scheinet Opitz gezielet zu haben, wenn er an einem Orte
fragt:
Wo ist der tolle Mars nicht leider ausgelassen?
Eben derselbe gebraucht das Verbum auslassen in diesem
Verstande in einer guten Bedeutung, für seine Freude durch
äußerliche Zeichen an den Tag legen: [
609-610]
Ich lasse mich vor Freuden aus, Weil ich kann sehen und
verstehen u. s. f. Ps. 122. Es lasse nunmehr Gottes Haus, Der Berg Zion sich
fröhlich aus, Ps. 48.
Welches aber im Hochdeutschen nicht nachgeahmet werden darf.
Übrigens kommt Uzlazen, Uzlazzen, und Uzliazzen, in der eigentlichen
Bedeutung schon bey dem Notker und Ottfried vor. [
611-612]