Das Augenlied
, des -es, plur. die -er, die bewegliche Decke über und
unter den Augen. Die letzte Hälfte dieses Wortes ist das alte Lid, ein
Gelenke, welches noch jetzt in Niedersachsen üblich ist, wo es einem
Deckel, der an einem Gewinde beweglich ist, bedeutet.
S. Glied. In einem alten Vocabelbuche von 1482 wird es
auch Augengelied geschrieben. Im Niedersächsischen heißt es Ogenlid,
im Schwedischen Ögonhwarf, von war, decken, und im Angelsächsischen
Eaghringar. Daß das Augenlied, und besonders die daran befindlichen Haare,
die Augenwimpern, ehedem auch Augenbraune und Augenbrün genannt worden,
ist schon bey dem Worte Augenbraune angemerket worden. Luther hat den Plural
einige Mahl, als Ps. 11, 4; Sprichw. 4, 25; Kap. 30, 13; Jerem, 9, 18,
Augenliede gemacht, vermuthlich auch Veranlassung der Niedersächsischen
Mundart, wo Lid in der Mehrheit Lide hat. [
563-564]