Die Augenbraune
, plur. die -n, der haarige Rand über der Augenhöhle.
Die letzte Hälfte dieses Wortes wird auf verschiedene Art geschrieben und
gesprochen. Die Oberdeutschen sagen Augenbramen, und einige andere Gegenden
Augenbrauen. Bram, Braun, und Brau bedeuteten in den alten Deutschen Mundarten
einen Rand.
S. Brame. Brau erkläret Henisch noch
ausdrücklich durch Rand, Umkreis, und das Nordische Brun, Bryn, das Engl.
Brow und Holländ. Brawe sind in tiefer Bedeutung bekannt genug. Bey dem
Raban Maurus heißen die Augenbrauen Windbrauua, womit das heutige
Niedersächsische Wienbraan, oder Wiembraan und das Fränkische
Windbrauen überein kommt. In den Gloss. Florent. kommt in dieser Bedeutung
Ubarbrawe, im Angelsächsischen Oferbrow, und in dem 1483 zu Augsburg
gedruckten Buche der Natur überpraen vor; denn durch Augprauen werden in
dem letzteren die Augenlieder und Augenwimpern verstanden, welche in den
mittleren Zeiten mehrmahls diesen Nahmen führen, weil sie gleichfalls
einen Rand des Auges ausmachen. Das Angelsächs. Braewe, das Brauuo bey dem
Notker, und das Schwedische Ogon bryn haben gleichfalls beyde Bedeutungen. Die
Augenbrün der Morgenröthe, Hiob. 3, 9, sind auch nichts anders als
die Augenlieder. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt auch das einfache der
Bran und Bra für Augenbraune vor. So singt z. B. Markgraf Heinrich von
Meißen:
Ir brune bra ir ougen klar
Pranapzen ist ein sonst unbekanntes Wort, welches aber um das
Jahre 1400 in der Schwäbischen Mundart für Augenbraunen, oder
vielmehr für Augenlieder vorkommt. [
561-562]