Aufsitzen
, verb. irreg. neutr. (
S. Sitzen,) welches mit beyden Hülfswörtern
gebraucht wird.I. Mit dem Hülfsworte haben, auf etwas sitzen, d. i.
befestiget seyn. Das Bergleder sitzt zwischen den Klüften der erzhaltigen
Steine auf, in der Sprache der Bergleute. Der Ring hat hier aufgesessen.II. Mit
dem Hülfsworte seyn.1. Aufgerichtet sitzen, im Gegensatze des Liegens. 1)
Eigentlich. Im Bette aufsitzen. 2) In weiterer Bedeutung, außer dem Bette
sitzen, spät aufbleiben. Die ganze Nacht aufsitzen. Wir sind heute lange
aufgesessen.2. Sich auf etwas setzen, absolute, und ohne Beyfügung des
Ortes. Die Hühner wollen aufsitzen, sich auf ihre Stange setzen, welche
daher in der Landwirthschaft auch die Aufsitzstange genannt wird. Besonders,
sich zu Pferde setzen. Sie alle sitzen auf, Zachar. Sie sind schon aufgesessen.
Das Pferd läßt nicht gerne aufsitzen. Daher das Aufsitzgeld, ein
Geschenk, welches der Bereiter bey dem ersten Aufsitzen von seinem Schüler
erhält. In noch engerer Bedeutung wurde dieses Wort bey der ehemaligen
Verfassung des Lehens- und Kriegeswesens von den Vasallen gebraucht, wenn sie
auf Verlangen des Oberherrn in ihrer Rüstung zu Pferde wider einen
allgemeinen Feind erschienen. Der ganze Adel muß aufsitzen. Es wird daher
in den mittlern Zeiten ein Reiter zuweilen auch ein Aufsitzer genannt. Einem
aufgesessen seyn, figürlich und nur allein im Participio, widerwärtig
gegen ihn gesinnet seyn. Er ist nur mir so aufgesessen.Anm. In Oberdeutschland
hat dieses Zeitwort auch noch die Bedeutung des Aufstehens von dem
Sitze. [
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