Aufsetzen
, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist.I. Als
ein Activum. 1. In die Höhe setzen. 1) Eigentlich. Regel aufsetzen. Einen
Holzhaufen aufsetzen. Waaren aufsetzen. Daher in den Niedersächsischen
Seestädten aufsetzen auch für ausschiffen gebraucht wird, und
Aufsetzer eben daselbst diejenigen Leute bedeutet, welche dazu gebraucht
werden. 2) In weiterer Bedeutung. (a) Bey den Böttchern, kleine
Gefäße zusammen setzen, welches bey den größern aufschlagen
genannt wird. Bey den Bäckern bedeutet aufsetzen, das Holz in den Ofen auf
einander schränken. (b) In die Höhe stellen, besonders bey den
ehemaligen Wett- und Ritterspielen, wofür dem Sieger ein gewisser Preis
aufgesetzet wurde. Daher in figürlicher Bedeutung, Geld im Spiele
aufsetzen, um welches gespielet wird. Gut und Blut für einen aufsetzen,
wagen. Sey nicht so sehr dein eigener Feind, für die Besserung anderer
deine eigene Ruhe aufzusetzen, Dusch. (c) Den Bart aufsetzen, eine ehemahlige
Verrichtung der Barbierer, da der Knebelbart mit Pomade und einem heißen
Eisen in die Höhe gestrichen wurde. Die Haare aufsetzen, sie über dem
Wirbel zusammen stecken; ein veralteter Kopfputz des Frauenzimmers. Ingleichen
metonymisch, ein Frauenzimmer aufsetzen, ihren Kopfputz in Ordnung bringen.
Hangende Ohren der Pferde pflegt man gleichfalls aufzusetzen, d. i. in die
Höhe zu richten. 3) Figürlich. * Sich wider einen aufsetzen,
auflehnen; ingleichen einen aufsetzen, sich widerspänstig wider ihn
beweisen. Beyde Redensarten sind im Hochdeutschen veraltet; indessen sagt man
noch im gemeinen Leben, seinen Kopf aufsetzen, eigensinnig, hartnäckig
seyn, und in einigen Niedersächsischen Gegenden bedeutet Aufsetzer einen
Aufrührer.
S. Aufsatz und Aufsätzig.2. Einen Körper auf
den andern setzen; doch nur absolute, und mit Auslassung der Sache, auf welche
die andere gesetzet wird. 1) Eigentlich. Den Hut aufsetzen; auf den Kopf. Eine
Haube aufsetzen, ingleichen metonymisch, sich aufsetzen, bey dem andern
Geschlechte, eine Haube, Kopfzeug u. s. f. aufsetzen. Die Speisen aufsetzen,
auf den Tisch. Sich aufsetzen, auf den Wagen, oder auf das Pferd. Den Anker
aufsetzen, in der Schifffahrt, ihn auf den Krahnbalken bringen. Einen s. darf
gemachten Mühlstein aufsetzen, ihn an seinen Ort bringen. Bey den
Zeugschmieden bedeutet aufsetzen, an der Säge ausfeilen. Einem Hörner
aufsetzen, dessen Gattinn zur Untreue verleiten,
S. Horn. 2) In weiterer Bedeutung. (a) Eine Sache auf
die andere befestigen, besonders durch Nähen; daher aufsetzen für
aufnähen. (b) Einen Bauer oder Meier aufsetzen, in einigen Gegenden, ihn
auf das Gut setzen, im Gegensatze des Absetzens. 3) Figürlich. (a)
Aufschreiben, schriftlich verfassen. Die Kosten aufsetzen. Eine Rechnung
aufsetzen. Seine Gedanken aufsetzen. Besonders, einen schriftlichen Entwurf von
etwas machen. Einen Brief, einen Vertrag, eine Schrift aufsetzen. (b)
Betriegen, hintergehen, im gemeinen Leben. Ein Mädchen aufsetzen. Er hat
schon viele Leute aufgesetzt. Laßt euch His-kia nicht aufsetzen, 2.
Kön. 18, 29. Laß dich deinen Gott nicht aufsetzen, Kap. 19, 10.
Ich nehme Ceres aus, weil sie dich sehr verletzt, Vor diesem,
wie man sagt, und heftig aufgesetzt. Opitz.
Woher diese figürliche Bedeutung ihren Ursprung habe,
ist noch unbekannt.II. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort haben
erfordert. 1) In den Bergwerken, die Ruhestunde zu Mittage von elf Uhr bis
zwölfe halten, welche Stunde daher auch die Aufsetzstunde, ingleichen die
Liegestunde heißt. Vielleicht bedeutet aufsetzen in diesem Gebrauche so
viel als aufsitzen. 2) Der Hirsch setzt auf, hat aufgesetzt, bey den
Jägern, er bekommt neues Gehörn. 3) Das Pferd setzt auf, setzt die
Vorderzähne auf die Krippe und schluckt die Luft mit einer gewissen
Heftigkeit nieder; eine Unart, welche auch koppen genannt wird.
S. Krippenbeißer.Anm. Das Substantiv die Aufsetzung
kann in allen Bedeutungen des Activi gebraucht werden. [
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